Zimmermann vs. Schreiner: Unterschiede im Holzhandwerk

Zimmermann vs. Schreiner: Unterschiede im Holzhandwerk
19 September 2025 0 Kommentare Lorenz Schilf

Quiz: Zimmermann vs. Schreiner

1. Welcher Beruf arbeitet hauptsächlich an tragenden Holzkonstruktionen?
2. Welcher Beruf fokussiert sich eher auf Design und Oberflächenbehandlung?
3. Durchschnittliches Jahresgehalt 2024: 45000€ bzw. 42000€ - welchem Beruf entspricht das höhere Gehalt?

Zimmermann ist ein Handwerksberuf im Baugewerbe, der sich vor allem mit dem Errichten und Sanieren von Holzkonstruktionen beschäftigt. Typische Aufgaben umfassen Dachstühle, Fachwerkhäuser und Balkone. Der Beruf erfordert eine Ausbildung im Bauhandwerk und ist gesetzlich in der Handwerksordnung verankert.

Grundlegende Definitionen

Der Schreiner, häufig auch Tischler genannt, ist ein Handwerker, der sich auf feine Innenausbauten, Möbel und Oberflächenbearbeitung spezialisiert hat. Während der Zimmermann an tragenden Strukturen arbeitet, gestaltet der Schreiner meist nicht‑tragende Elemente wie Türen, Schränke oder hochwertige Möbelstücke.

Beide Berufe gehören zum übergeordneten Holzhandwerk. Dieses umfasst sämtliche Handwerksbereiche, die primär mit Holz als Werkstoff arbeiten - von Rohbau bis zu kunstvollen Furnierarbeiten.

Ausbildung und Qualifikationswege

Die Ausbildung zum Zimmermann dauert in der Regel 3 Jahre und kombiniert betriebliche Praxis mit Berufsschulunterricht. Der Lehrplan legt Wert auf Statik, Bauphysik und den sicheren Umgang mit schweren Bauteilen. Nach Abschluss können Zahn­mann‑Meister in der Handwerkskammer die Meisterprüfung ablegen und eigenständig Aufträge vergeben.

Der Schreiner durchläuft ebenfalls eine 3‑jährige duale Ausbildung, jedoch liegt der Fokus auf Präzisionstechnik, Design und Oberflächenveredelung. Voraussetzungen für die Schreiner‑Meisterprüfung beinhalten das Beherrschen von CAD‑Software für Möbelplanung und tiefere Kenntnisse in Holzschutzmitteln. Beide Berufsbilder werden von der Industrie‑ und Handelskammer (IHK) in Bezug auf betriebswirtschaftliche Grundlagen unterstützt.

Typische Einsatzbereiche und Projektbeispiele

Ein Zimmermann ist häufig bei Neubauprojekten auf dem Feld. Beispiele:

  • Errichtung von Satteldächern für Einfamilienhäuser.
  • Sanierung historischer Fachwerkbauten in Süddeutschland.
  • Montage von Holztreppen in öffentlichen Gebäuden.

Ein Schreiner hingegen arbeitet oft in Innenräumen. Typische Aufträge:

  • Maßgefertigte Einbauschränke für Luxuswohnungen.
  • Herstellung von Massivholztischen für gehobene Gastronomie.
  • Restaurierung antiker Holzvertäfelungen in Schlössern.

Vergleich der Kernattribute

Zimmermann vs. Schreiner - Gegenüberstellung
Attribut Zimmermann Schreiner
Primärer Tätigkeitsbereich Holz‑Tragkonstruktionen (Dächer, Fachwerk) Innenausbau und Möbelherstellung
Ausbildungsdauer 3 Jahre (dual) 3 Jahre (dual)
Wichtige Fachkenntnisse Statik, Bauphysik, Gerüstbau Design, Oberflächenbehandlung, Präzisionstechnik
Typische Arbeitgeber Bauunternehmen, Zimmermannsbetriebe, Projekt‑Generalunternehmer Möbelmanufakturen, Innenausbau‑Firmen, individuelle Auftragswerkstätten
Durchschnittliches Jahresgehalt (2024) ca. 45000€ ca. 42000€
Rechtliche Einordnung und Berufsbezeichnungen

Rechtliche Einordnung und Berufsbezeichnungen

Die Handwerksordnung definiert sowohl Zimmermann als auch Schreiner als zulassungspflichtige Berufe. Während die Berufsbezeichnung "Zimmermann" gesetzlich geschützt ist, darf ein Schreiner in manchen Bundesländern alternativ "Tischler" genannt werden - beide Bezeichnungen sind anerkannt.

Die Zuständigkeit für die Berufsausbildung liegt bei den jeweiligen Handwerkskammern. Sie prüfen Lehrverträge, organisieren die Abschlussprüfungen und vertreten die Interessen der Handwerker gegenüber Politik und Wirtschaft.

Gemeinsame Überschneidungen und Kooperationsmodelle

Obwohl die Kerntätigkeiten unterschiedlich sind, arbeiten Zimmerer und Schreiner häufig im selben Projekt zusammen. Beim Bau eines Altbaus kann der Zimmermann das Tragwerk errichten, während der Schreiner die historischen Holzfenster und -türen wiederherstellt. Solche Kooperationen erfordern klare Kommunikation, abgestimmte Zeitpläne und ein gemeinsames Verständnis von Qualitätsstandards.

Ein weiterer Bereich, in dem sich beide Berufe überschneiden, ist das Modul "Holz‑Fertigungstechnik" in der dualen Ausbildung. Hier erlernen Auszubildende beider Richtungen Grundlagen im Umgang mit CNC‑Maschinen, welche später sowohl im Rohbau als auch in der Möbelproduktion genutzt werden.

Wie du den richtigen Beruf für dich wählst

  • Interesse an Konstruktion vs. Design: Wenn du lieber große, tragende Strukturen planst, ist Zimmermann passend. Liegt dein Fokus auf Ästhetik und Detailverliebtheit, ist Schreiner die bessere Wahl.
  • Arbeitsumgebung: Zimmerer arbeiten häufig auf Baustellen im Freien, während Schreiner in Werkstätten oder Innenräumen tätig sind.
  • Karrierewege: Beide Berufe bieten Möglichkeiten zur Selbstständigkeit. Zimmerer können Bauunternehmen führen, Schreiner eigene Design‑Studios aufbauen.
  • Physische Anforderungen: Zimmerer heben schwere Balken und arbeiten in großer Höhe. Schreiner benötigen feine motorische Fähigkeiten und ein gutes Auge für Proportionen.

Ein Praktikum in beiden Bereichen liefert wertvolle Einblicke und hilft, die persönliche Entscheidung zu festigen.

Weiterführende Themen im Holzhandwerk

Nach dem Vergleich von Zimmermann und Schreiner lohnt sich ein Blick auf verwandte Themen wie Holzschutz und -pflege, moderne CNC‑Technologie im Handwerk, sowie die steigende Bedeutung von nachhaltiger Forstwirtschaft. Diese Themen vertiefen das Verständnis für die gesamte Wertschöpfungskette im Holzhandwerk.

Häufig gestellte Fragen

Ist ein Zimmermann auch ein Schreiner?

Nein. Ein Zimmermann arbeitet hauptsächlich an tragenden Holzkonstruktionen im Bauwesen, während ein Schreiner sich auf Möbel, Innenausbau und nicht‑tragende Bauteile konzentriert.

Welche Ausbildung dauert länger, Zimmermann oder Schreiner?

Beide Ausbildungen haben in Deutschland eine Regeldauer von drei Jahren. Der Unterschied liegt im Inhalt: Zimmerer lernen Statik und Bauphysik, Schreiner fokussieren sich auf Design und Oberflächenbearbeitung.

Kann ich als Schreiner auch tragende Bauteile bauen?

In der Regel nicht. Das Errichten von tragenden Konstruktionen ist gesetzlich dem Zimmermann vorbehalten, weil hierfür spezielle Statik‑Kenntnisse nötig sind.

Wie hoch ist das durchschnittliche Gehalt eines Zimmermanns im Vergleich zu einem Schreiner?

Laut dem Bundesverband des deutschen Handwerks lag das durchschnittliche Jahresgehalt 2024 bei etwa 45000€ für Zimmerer und 42000€ für Schreiner. Die Zahlen können je nach Region, Erfahrung und Betriebsgröße variieren.

Welche Zukunftsperspektiven gibt es für das Holzhandwerk?

Durch die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Baustoffen und maßgeschneiderten Möbeln bleibt das Holzhandwerk zukunftssicher. Digitalisierung, CNC‑Maschinen und modulare Bauweisen eröffnen neue Arbeitsfelder für beide Berufe.