Türspalt & Belüftung: Wie viel Luft passt unter Zimmertüren wirklich?

Türspalt bei Zimmertüren – klingt winzig, macht aber richtig Unterschiede. Stell dir vor, du liegst im stickigen Schlafzimmer, das Fenster zu, die Tür bleibt angelehnt. Da merkt man schnell: Wo keine Luft reinkommt, fühlt sich der Raum sofort klein und schwer an. Doch liegt’s an der Tür selbst oder am schmalen Luftspalt darunter? Viele unterschätzen, wie wichtig genau dieser Türspalt für unser Wohnklima ist. Mal ehrlich: Wer misst mit dem Lineal nach, wie viel Luft da wirklich noch durchschwirrt? Dabei kann genau das über gute oder schlechte Luft, Feuchtigkeit, sogar über Schimmel und Energieverbrauch entscheiden.
Wie groß ist der Türspalt und wovon hängt er ab?
An deutschen und österreichischen Innentüren findest du meist einen Spalt von 5 bis 10 Millimetern zwischen Boden und Türblatt. Klingt nach nicht viel, aber mehr als du denkst. Der Clou: Es gibt dafür klare Normen – nach ÖNORM und DIN liegt das empfohlene Mindestmaß bei etwa 7 Millimetern. So soll auch bei geschlossener Tür immer ein gewisser Luftaustausch stattfinden.
Die Zahlen sind kein Zufall: Techniker und Bauphysiker haben schon in den 70ern festgestellt, dass durch einen 7-mm-Spalt bei normaler Raumhöhe ungefähr 30 bis 50 Kubikmeter Luft pro Stunde strömen können – und zwar ohne, dass jemand eine Tür aufmacht. Die Montage, die Gestaltung des Bodens und die Art des Fußbodens (Teppich, Laminat oder Fliesen) machen den feinen Unterschied: Wer sich kuschelige Teppiche gönnt, lässt oft aus Versehen weniger Platz zum Atmen für seine Wohnung.
Luft ist launisch. Sie sucht sich den einfachsten Weg. Wäre keine Öffnung unter der Tür, fände sie schließlich andere Ritzen – aber das kann zu unangenehmem Pfeifen oder gar zum Ziehen führen. Typischer Fehler bei Neubauten: Bodenbeläge werden zu spät verlegt und plötzlich schleift die Tür. Viele schleifen dann ab oder kürzen, aber das richtige Maß ist eben entscheidend.
Übrigens: Es gibt keine Pflicht, immer genau 7 Millimeter Luft zu lassen. Aber ohne Spalt staut sich Feuchtigkeit, und das lieben weder Möbel, Böden noch deine Lunge besonders. Besonders kritisch wird es beim Bad: Wer eine Lüftung braucht, muss sogar mit noch mehr Luft unter der Tür rechnen.

Luftzirkulation, Klima – und warum der Türspalt keine Kleinigkeit ist
Schimmel mag Feuchtigkeit. Und Feuchtigkeit entsteht schnell, wenn sich warme, feuchte Luft in einem Raum staut. Hast du zum Beispiel ein modernes, gedämmtes Haus und überall gut schließende Türen, kommt selbst bei kleinen Alltagsdingen das Gleichgewicht ins Kippen: Wäschetrocknen im Wohnzimmer, heiße Dusche im Bad, Kochen mit vielen Töpfen. Wenn die Luft nicht von Raum zu Raum wandern kann, sammelt sie sich – die Folgen sieht man oft erst Monate später an schwarzen Flecken an der Wand.
Die Statistik ist eindeutig: Laut der Hochschule Rosenheim werden mindestens 70 % aller Schimmelschäden durch falsche oder unzureichende Belüftung verursacht. Dabei wäre alles so einfach! Der richtige Türspalt sorgt im Zusammenspiel mit Kipplüftung oder Fensterlüftung dafür, dass die verbrauchte, feuchte Luft abtransportiert wird. Luftaustausch durch einen konstanten Spalt funktioniert sogar dann, wenn niemand zu Hause ist und die Türen zu bleiben.
Wichtig zu wissen: In modernen Niedrigenergiehäusern kann ein zu kleiner Spalt sogar die Lüftungsanlage aus dem Takt bringen. Handwerksmeister Thomas Weigärtner aus Salzburg bringt es auf den Punkt:
„Gerade wenn viel gedämmt wird, unterschätzt man, wie wichtig winzige Öffnungen für ein gesundes Raumklima sind. Wer zu wenig Luftspalt hat, riskiert schlechtere Luft und Feuchtestau!“
Auch Allergiker profitieren: Ein regelmäßiger Luftstrom kann die Pollenbelastung drinnen senken, Feuchtigkeit abtransportieren und für weniger Staub sorgen. Allerdings muss man dabei aufpassen, dass die Spaltgröße nicht zum Nachteil wird, denn gerade bei hellhörigen Wänden kann dadurch auch Lärm leichter zwischen den Räumen wandern.
Ein gern genommener Trick für bessere Belüftung ist der Einsatz von Türlüftungsgittern oder -schlitzen. Doch meist genügt schon der klassische Türspalt. Es gibt sogar eine Rechenformel: Bei einem 10-mm-Spalt unter einer 86 cm breiten Tür sind das etwa 100 Quadratzentimeter freier Querschnitt – das reicht aus, um bis zu 50 m³/h Luft auszutauschen, wenn im Nebenraum ein Fenster gekippt ist.

Wie kann ich den Luftaustausch unter meiner Tür verbessern?
Du willst es ganz genau wissen? Hier wirkt manchmal ein einfacher Test: Mit einer brennenden Kerze lässt sich erkennen, wie der Luftstrom unter der Tür zieht – die Flamme flackert, wenn Frischluft nachströmt. Mach das ruhig ein paar Mal bei unterschiedlichen Wetterlagen, das Ergebnis wird dich überraschen.
Willst du es wissenschaftlich? Dann hol das Maßband raus und schau dir folgende Tabelle an, die auf realen Vergleichs-Messungen der TU München basiert:
Türspalt (in mm) | Türbreite (in cm) | Freier Querschnitt (cm²) | Möglicher Luftaustausch (m³/h) |
---|---|---|---|
5 | 86 | 43 | ca. 20-25 |
7 | 86 | 60 | ca. 30-40 |
10 | 86 | 86 | ca. 45-55 |
12 | 86 | 103 | bis 65 |
Das A und O ist aber: Türen sollten weder klemmen noch schleifen, aber auch nicht so hoch hängen, dass Zugluft zur Dauergästen wird. Wer kleine Kinder hat oder Haustiere, sollte den Spalt lieber nicht zu groß wählen – da flutscht sonst schnell alles Mögliche durch.
Folgende Tipps helfen, den perfekten Spalt zu finden:
- Miss den Abstand regelmäßig nach dem Verlegen von neuen Bodenbelägen.
- Falls du nachrüstest: Türen nicht einfach kürzen; lass lieber einen Profi ran.
- Querlüftung nutzen: Halte Fenster und Türen in unterschiedlichen Räumen kurzzeitig offen, so entsteht ein optimaler Luftstrom – der Türspalt tut dann sein Übriges.
- Dichtungen helfen gegen Lärm, aber niemals auf Kosten der Luftzirkulation.
- Im Bad und in fensterlosen Räumen braucht es mindestens 10 mm Spalthöhe, damit feuchte Luft entweichen kann.
Wer noch dazu moderne Wohnraumbelüftung nutzt, sollte unbedingt in den Bauplan gucken: Oft wird ein Mindestspalt sogar vorgeschrieben, damit alles korrekt funktioniert.
Noch ein Funfact: Bei historischen Altbauten ist der Türspalt meist viel größer. Das ist kein Konstruktionsfehler, sondern pure Notwendigkeit – früher wurde noch stärker „durch die Ritzen gelüftet“, weil Fenster nicht so dicht waren wie heute. Kritisch wird es meistens erst dann, wenn man alte Türen im sanierten Haus weiter nutzt. Dann kann aus dem Segen schnell ein Nachteil werden, fliegt einem wertvolle Heizwärme davon oder es zieht ständig. Hier zahlt sich der goldene Mittelweg aus: Nicht zu klein, nicht zu groß.