Vorsatzschalen aus Holz oder Metall: So planen Sie eine hinterlüftete Fassade richtig

Vorsatzschalen aus Holz oder Metall: So planen Sie eine hinterlüftete Fassade richtig
9 Dezember 2025 0 Kommentare Lorenz Schilf

Wenn Sie ein altes Haus sanieren und die Außenwand nicht verändern dürfen - weil es unter Denkmalschutz steht oder die Fassade erhalten bleiben soll - dann ist eine Vorsatzschale oft die einzige praktikable Lösung. Doch viele verwechseln sie mit einer äußeren Wärmedämmung. Eine Vorsatzschale ist nicht außen, sondern innen. Sie wird vor die bestehende Mauer gebaut, wie eine zweite Wand, und schafft Platz für Dämmung, Kabel und Schallschutz - ohne die Fassade anzurühren. Aber was ist besser: Holz oder Metall? Und wie vermeiden Sie teure Fehler wie Schimmel oder Wärmeverluste?

Was ist eine Vorsatzschale wirklich?

Eine Vorsatzschale ist keine Fassade im äußeren Sinne. Sie ist eine innenliegende Konstruktion, die als Unterkonstruktion vor der bestehenden Wand montiert wird. Darauf kommen Dämmstoffe, eine Dampfbremse und dann die Endbekleidung - meist Gipskartonplatten. Der Raum zwischen der alten Wand und der neuen Konstruktion ist nicht luftdicht verschlossen. Er ist so konzipiert, dass Feuchtigkeit abgeführt werden kann - das ist der entscheidende Unterschied zu einer einfachen Innendämmung, die direkt auf die Wand geklebt wird.

Die Idee dahinter: Sie sparen die Außenfassade, verbessern aber den Wärmeschutz, reduzieren Lärm von außen und schaffen Platz für neue Installationen wie Heizkörper, Steckdosen oder Lichtleitungen. Besonders in Altbauten mit unebenen Wänden oder feuchten Putzen ist das oft die einzige sinnvolle Option. Direkt verklebte Dämmplatten würden hier versagen - sie haften nicht, und Feuchtigkeit bleibt stecken.

Warum Holz oder Metall als Unterkonstruktion?

Die Unterkonstruktion ist das Rückgrat jeder Vorsatzschale. Hier entscheidet sich, ob das System langfristig stabil bleibt oder ob es knarrt, sich verzieht oder Feuchtigkeit speichert. Die beiden Hauptmaterialien sind Holz und Metall. Beide haben ihre Vor- und Nachteile - und die Wahl hängt stark von Ihrem Projekt ab.

Metallprofile, meist aus verzinktem Stahl, sind heute die Standardlösung. Sie kommen in zwei Formen: CW-Profile für die senkrechten Ständer und UW-Profile für die horizontale Befestigung an Boden und Decke. Sie sind genau gefertigt, verziehen sich nicht, rosten nicht, wenn sie richtig verarbeitet werden, und bieten eine hohe Brandschutzklasse. Laut Bundesverband Trockenbau (BVT) verwenden 78 % der Profis heute Metall - und das nicht ohne Grund.

Holz hingegen ist traditionell, günstiger im Material und hat eine geringere Wärmeleitfähigkeit. Das bedeutet: Weniger Wärmebrücken. Doch Holz quillt, schwindet und kann bei Feuchtigkeit faulen. In einem Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit - wie einem Bad oder einer Kellerwohnung - ist das ein Risiko. Einige Bauherren schwören auf Holz, weil es „natürlicher“ wirkt. Aber in der Praxis ist es oft die teurere Wahl: Mehr Zeit für die Montage, mehr Nacharbeit, mehr Risiko.

Metall vs. Holz: Der direkte Vergleich

Vergleich von Holz- und Metallunterkonstruktionen für Vorsatzschalen
Merkmale Metallprofile Holzkonstruktion
Präzision Hoch - gleichmäßige Abstände, keine Verformung Mittel - kann sich durch Feuchtigkeit verziehen
Montagegeschwindigkeit Schnell - Standardprofile, leicht zu schneiden Langsam - muss zugeschnitten, vorbehandelt werden
Wärmebrücken Mehr - Metall leitet Wärme besser
Brandverhalten Besser - nicht brennbar, hält länger Schlechter - brennt, braucht Brandschutzbehandlung
Langzeitstabilität Hervorragend - keine Schwindung, kein Schimmel Risikobehaftet - kann knarren oder faulen
Kosten (Material) 15-20 % höher Niedriger
Empfohlen für Alle Sanierungen, besonders mit hohen Anforderungen Nur bei trockenen Räumen, geringer Last, historischen Sanierungen

Wenn Sie sich für Metall entscheiden, können Sie auf standardisierte Systeme von Knauf, Rigips oder Gyproc zurückgreifen. Die Profilabstände sind genau vorgegeben: 400 mm, 600 mm oder bis zu 1.000 mm bei speziellen Massivbauplatten. Das macht die Planung einfacher, die Montage schneller und die Ergebnisse vorhersehbarer.

Querschnitt einer hinterlüfteten Vorsatzschale mit Luftspalt, Dämmung und Dampfbremse in technischer Zeichnungsweise.

Dämmstoffe: Was bringt wirklich den größten Nutzen?

Die Unterkonstruktion ist nur die Grundlage. Der wirkliche Nutzen kommt von der Dämmung. Und hier gibt es mehr als nur Mineralwolle. Die Wahl des Materials beeinflusst nicht nur den U-Wert, sondern auch den Schallschutz und das Risiko von Schimmel.

Mineralwolle ist der Klassiker. Sie hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,032-0,040 W/(m·K), ist nicht brennbar und nimmt Feuchtigkeit auf, ohne zu faulen. Sie ist ideal für Sanierungen, wo die Luftfeuchtigkeit schwankt. Holzfaserplatten sind ein natürlicherer Ansatz - mit Werten von 0,038-0,045 W/(m·K). Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit und sind gut für Allergiker. Aber sie kosten mehr und brauchen eine gute Dampfbremse.

Polystyrol (EPS oder XPS) ist billig und hat ähnliche Werte wie Mineralwolle. Aber es ist nicht diffusionsoffen. Das heißt: Wenn Feuchtigkeit von innen kommt, bleibt sie stecken. In einer Vorsatzschale ist das ein großes Risiko. Die meisten Experten raten deshalb davon ab, es in innenliegenden Konstruktionen zu verwenden.

Die neueste Entwicklung sind Phasenwechselmaterialien (PCM). Forscher vom Fraunhofer-Institut haben diese Stoffe entwickelt, die Wärme speichern und wieder abgeben - wie ein thermischer Puffer. In Tests erhöhten sie die thermische Speicherfähigkeit um 30-40 %. Noch sind sie teuer, aber sie könnten die Dämmstärke in Zukunft um 2-3 cm reduzieren. Das bedeutet: weniger Raumverlust.

Die größte Fallgrube: Feuchtigkeit und Schimmel

Die meisten Vorsatzschalen scheitern nicht an der Technik, sondern an der Planung - genauer: an der Dampfbremse. Wenn Sie die Feuchtigkeit von innen nicht kontrollieren, kondensiert sie an der kalten Außenwand - und Schimmel entsteht. Das ist kein Theorie-Problem. Laut dem Bundesverband Wärmeschutz (BVWS) sind 32 % aller Schäden an Vorsatzschalen auf fehlerhafte Dampfbremsen zurückzuführen.

Was tun? Zuerst: Berechnen Sie den Tauwasserschutz. Das ist keine Schätzung. Es muss mit Software oder nach DIN 4108-3 berechnet werden. Zweitens: Verwenden Sie eine diffusionsoffene Dampfbremse, nicht eine vollständig dichte Folie. Sie soll Feuchtigkeit nach innen passieren lassen, aber nicht von außen. Drittens: Lüften Sie richtig. Eine Vorsatzschale ist kein Selbstläufer. Sie braucht regelmäßige, kontrollierte Lüftung - am besten mit einer mechanischen Lüftungsanlage.

Dr. Ulrich Sieberath vom Deutschen Institut für Bautechnik warnt: „Innendämmung ist kein DIY-Projekt. Wer das nicht versteht, riskiert teure Schäden.“

Wie viel Platz verliere ich?

Das ist der größte Kritikpunkt bei Vorsatzschalen. Jeder Zentimeter zählt. Eine Dämmung von 8 cm macht 10 cm Raumverlust - mit Unterkonstruktion und Platten. Bei 12 cm Dämmung sind es 15 cm. Das ist bei kleinen Zimmern spürbar.

Aber es gibt einen Trick: Je besser der Dämmstoff, desto dünner kann er sein. Mit moderner Mineralwolle (0,032 W/(m·K)) erreichen Sie einen U-Wert von 0,20 W/(m²K) mit nur 8 cm Dämmung. Mit älteren Materialien brauchten Sie 15 cm. Die neue Knauf-W653.de-Platte erlaubt sogar Ständerabstände bis 1.200 mm - das reduziert die Anzahl der Profile und spart 1-2 cm.

Einige Bauherren versuchen, die Dämmung zu minimieren, um Platz zu sparen. Das ist falsch. Ein schlechter U-Wert führt zu höheren Heizkosten - und das zahlt sich über 10 Jahre viel teurer aus als der verlorene Platz.

Vergleich von Holz- und Metallunterkonstruktionen mit Dämmstoffproben und Werkzeugen auf einer Werkbank.

Wie viel kostet eine Vorsatzschale?

Die Kosten liegen zwischen 70 und 100 Euro pro Quadratmeter - inklusive Material, Montage und Dämmung. Das ist teurer als eine innenverklebte Dämmung (30-50 €/m²), aber viel günstiger als eine Außenwanddämmung (120-180 €/m²), die oft Genehmigungen und Fassadenanpassungen erfordert.

Und hier kommt der Vorteil: Sie können Förderung bekommen. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt bis zu 20 % Zuschuss, wenn die Dämmstärke mindestens 10 cm beträgt und der U-Wert um mindestens 0,35 W/(m²K) verbessert wird. Das gilt auch für Vorsatzschalen - vorausgesetzt, die Planung ist korrekt dokumentiert.

Ein Beispiel: Ein Hausbesitzer in München ließ 2023 eine 60 m² große Vorsatzschale mit Metallprofilen und Mineralwolle einbauen. Die Gesamtkosten: 5.400 €. Mit 20 % Förderung blieben 4.320 € übrig. Die Heizkosten sanken von 1.850 € auf 1.440 € pro Jahr - das bedeutet eine Amortisation in 5,5 Jahren.

Was brauchen Sie für die Planung?

Planen Sie nicht mit dem Baustoffhändler. Planen Sie mit einem Fachmann. Eine Vorsatzschale braucht:

  • Eine detaillierte Analyse der bestehenden Wand (Feuchtigkeit, Risse, Putzqualität)
  • Eine Berechnung des Tauwasserschutzes
  • Die Wahl des Dämmstoffes mit entsprechendem U-Wert
  • Eine korrekte Dampfbremse
  • Eine Montageanleitung nach Herstellerangaben (Knauf, Rigips etc.)
  • Die Dokumentation für die Förderung

Die Hersteller liefern dafür oft 45-60 Seiten technische Unterlagen. Das ist kein „Bauanleitung für Dummies“. Das ist ein komplettes Konzept - und Sie brauchen es. Ein Trockenbauer braucht 4-6 Stunden für 10 m² - wenn er Erfahrung hat. Ein Laie braucht doppelt so lange - und macht Fehler.

Was kommt als Nächstes?

Die Vorsatzschale ist keine Lösung für alle. Sie ist die Lösung für ein spezifisches Problem: Sanierung ohne Außenänderung. Wenn Sie die Fassade ändern dürfen, ist eine Außenwanddämmung oft besser - mehr Dämmung, weniger Raumverlust, keine Feuchtigkeitsrisiken.

Aber wenn Sie die Fassade erhalten müssen - ob aus historischen Gründen, rechtlichen Vorgaben oder ästhetischen Überlegungen - dann ist die Vorsatzschale aus Metall mit Mineralwolle die zuverlässigste, effizienteste und langfristig kostengünstigste Wahl. Holz ist nur dann sinnvoll, wenn Sie ein sehr trockenes, kleines Projekt haben und bereit sind, mehr Zeit und Aufwand zu investieren.

Die Zukunft liegt in dünneren, effizienteren Dämmstoffen. Bald werden Sie mit 6 cm Dämmung denselben U-Wert erreichen wie heute mit 10 cm. Dann wird der Raumverlust kein Thema mehr sein. Bis dahin: Planen Sie genau, wählen Sie Metall, nutzen Sie die Förderung - und lassen Sie sich nicht von falschen Versprechungen verleiten.

Ist eine Vorsatzschale dasselbe wie eine hinterlüftete Fassade?

Nein. Eine hinterlüftete Fassade ist eine äußere Konstruktion mit Luftschicht zwischen Dämmung und Fassadenbekleidung. Eine Vorsatzschale ist eine innenliegende Konstruktion, die vor der bestehenden Wand montiert wird. Beide haben Luftschichten, aber sie dienen völlig unterschiedlichen Zwecken und befinden sich an unterschiedlichen Stellen des Gebäudes.

Kann ich eine Vorsatzschale selbst einbauen?

Theoretisch ja - aber nur, wenn Sie Erfahrung im Trockenbau haben. Die Planung der Dampfbremse, die Berechnung des Tauwasserschutzes und die korrekte Montage der Profile erfordern Fachwissen. Ein falsch montierter Dampfbremse führt zu Schimmel - und das ist ein teurer Fehler. Für die meisten Hausbesitzer ist die Zusammenarbeit mit einem professionellen Trockenbauer die sicherste und kostengünstigste Option.

Welche Dämmstoffe sind für Vorsatzschalen am besten geeignet?

Mineralwolle ist die beste Wahl für die meisten Sanierungen. Sie ist nicht brennbar, nimmt Feuchtigkeit auf, ohne zu faulen, und hat gute Dämmwerte. Holzfaserplatten sind eine natürliche Alternative, aber teurer und anfälliger für Feuchtigkeit. Polystyrol sollte vermieden werden, da es diffusionsschließend ist und das Risiko von Kondenswasser erhöht.

Wie viel Raum verliere ich bei einer Vorsatzschale?

Bei einer Dämmstärke von 8 cm sind es etwa 10 cm Raumverlust, bei 12 cm Dämmung etwa 15 cm. Das setzt sich aus Unterkonstruktion, Dämmung, Dampfbremse und Gipskartonplatten zusammen. Moderne Systeme mit dünneren, effizienteren Dämmstoffen können diesen Wert reduzieren - aber nicht komplett vermeiden.

Kann ich Förderung für eine Vorsatzschale bekommen?

Ja. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt bis zu 20 % Zuschuss, wenn die Dämmstärke mindestens 10 cm beträgt und der U-Wert um mindestens 0,35 W/(m²K) verbessert wird. Das gilt auch für Vorsatzschalen - vorausgesetzt, die Planung ist korrekt dokumentiert und die Ausführung erfolgt durch einen Fachbetrieb.

Warum bevorzugen Profis Metallprofile?

Metallprofile sind präziser, verziehen sich nicht, sind schneller zu montieren und haben bessere Brandschutzeigenschaften. Sie sind auch langlebiger und weniger anfällig für Feuchtigkeitsschäden. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Trockenbau verwenden 78 % der Profis heute Metall - vor allem wegen der langfristigen Stabilität.