Holzfenster pflegen: Lasur oder Lack? Die richtige Wartung mit Intervallen und Produkttipps
Ein Holzfenster ist mehr als nur ein Fenster. Es ist ein Teil des Hauses, das atmet, sich verändert und mit der Zeit Geschichten erzählt. Doch genau diese Natürlichkeit macht es auch anfällig. Regen, Sonne, Frost - sie alle nagen an der Oberfläche. Wer glaubt, Holzfenster brauchen nur alle fünf Jahre einen neuen Anstrich, der irrt. Die Wahrheit liegt in der Pflege - nicht im Streichen. Und die Wahl zwischen Lasur und Lack entscheidet, wie oft du dich damit beschäftigen musst, wie das Fenster aussieht und wie lange es hält.
Lasur oder Lack? Die grundlegende Entscheidung
Bevor du irgendetwas an dein Fenster streichst, musst du dich entscheiden: Willst du das Holz sehen oder verstecken? Das ist die zentrale Frage. Eine Lasur dringt in das Holz ein, wie ein Öl in die Haut. Sie schützt von innen, ohne die Maserung zu überdecken. Selbst bei farbigen Lasuren - ob grün, rot oder braun - bleibt die Struktur des Holzes sichtbar. Das ist der Charme: warm, natürlich, lebendig. Wer ein altes Holzfenster mit Eichen- oder Tannenmaserung liebt, wählt Lasur.
Lack dagegen bildet eine geschlossene Schicht. Er verdeckt alles. Du kannst ihn in jeder Farbe bekommen - von Weiß bis Dunkelgrau. Er wirkt modern, sauber, pflegeleicht. Aber er nimmt dem Fenster seinen Charakter. Und wenn er reißt? Dann dringt Feuchtigkeit unter die Schicht, und das Holz beginnt sich zu zersetzen. Das ist der große Nachteil: Lack schützt nur, solange er intakt ist. Lasur schützt, solange das Holz atmen kann.
Ein entscheidender Unterschied: Bei Lasur brauchst du keine Grundierung. Du trägst einfach zwei bis drei Schichten auf. Bei Lack musst du zuerst grundieren - sonst hält der Anstrich nicht. Und die Grundierung muss vorher mit feinem Schleifpapier angeraut werden. Sonst klebt sie nicht.
Wie oft muss man Holzfenster wirklich pflegen?
Die meisten Leute denken: Alle fünf Jahre streichen. Falsch. Das ist der Worst-Case-Szenario. Die Realität ist anders. Eine Lasur hält durchschnittlich zwei bis drei Jahre, je nach Lage des Fensters. Ein Fenster, das direkt dem Regen ausgesetzt ist - etwa an der Nordseite eines Hauses oder unter einem schlecht ablaufenden Dachüberstand - braucht alle zwei Jahre eine Auffrischung. Ein geschütztes Fenster an der Südseite kann bis zu drei Jahre durchhalten.
Lack hält länger - etwa vier bis fünf Jahre. Aber nur, wenn er nicht reißt. Und hier kommt die große Gefahr: Selbst wenn die Lackoberfläche noch intakt erscheint, kann sich darunter Feuchtigkeit ansammeln. Deshalb: Nie länger als fünf Jahre warten. Auch wenn es noch gut aussieht. Holz verarbeitet sich. Es quillt, es zieht sich zusammen. Und unter der Lackdecke passiert das unsichtbar. Bis es zu spät ist.
Ein Tipp aus Salzburg: Die unteren Querschenkel - also der untere Rahmen des Fensters - sind die Schwachstelle. Dort sammelt sich Wasser. Dort beginnt Fäulnis. Diese Stelle solltest du jedes Jahr prüfen. Und wenn du sie siehst: sofort nachbessern. Nicht abwarten.
Die Pflegemilch: Der geheime Trick, um Streichen zu vermeiden
Die meisten Anleitungen sagen: Streichen, schleifen, grundieren. Aber es gibt einen Weg, der weniger Arbeit macht und das Holz länger schützt: Pflegemilch. Ja, das gibt es wirklich. Spezielle Pflegemilchen für Holzfenster - wie sie von Tischlereien wie Briesowsky empfohlen werden - werden ein- bis zweimal pro Jahr aufgetragen. Mit einem weichen Tuch, nicht mit einem Schwamm. Kein Kratzen. Kein Schleifen.
Diese Milch dringt in die oberste Holzschicht ein, füllt kleine Risse, verhindert das Austrocknen und hält die Lasur elastisch. Sie verlängert die Lebensdauer der Lasur um bis zu ein Jahr. Das bedeutet: Statt alle zwei Jahre komplett neu zu streichen, reicht es, alle drei Jahre zu renovieren. Und das spart nicht nur Zeit. Es spart auch Geld. Und es schont das Holz. Denn jedes Mal, wenn du schleifst, entfernst du ein bisschen Material. Mit Pflegemilch vermeidest du das.
Produkte wie die Aidol Fenster-& Türenlasur oder die Compact-Lasur PU von Remmers sind dafür ideal. Sie sind speziell für Außenanwendungen entwickelt. Und sie enthalten Wirkstoffe, die Pilzbefall und Insekten abwehren - ohne chemische Giftstoffe.
Wie man richtig streicht - Schritt für Schritt
Wenn es doch mal Zeit für einen neuen Anstrich ist, dann nicht einfach drauflos streichen. Es gibt eine Reihenfolge. Und sie ist wichtig.
- Alte Beschichtung entfernen: Bei abblätterndem Lack oder stark verwitterter Lasur musst du alles abschleifen. Keine Halbheiten. Nutze ein Schleifpapier mit 120er Körnung. Arbeite immer mit der Holzmaserung. Nie kreuz und quer.
- Grundieren (nur bei Lack): Wenn du lackierst, kommt jetzt die Grundierung. Nur auf sauberes, trockenes Holz. Und nur, wenn du Lack verwendest. Bei Lasur überspringst du diesen Schritt.
- Erste Schicht auftragen: Bei Lasur: zwei bis drei Schichten, jede nach vollständiger Trocknung. Bei Lack: eine Grundierung, dann zwei Deckbeschichtungen. Warte mindestens 12 Stunden zwischen den Schichten.
- Feinschleifen (nur bei Lasur): Nach der zweiten Lasurschicht mit 220er-Schleifpapier leicht anreiben. Das macht die Oberfläche glatt und verbessert die Haftung der nächsten Schicht.
- Abkleben: Alles, was nicht gestrichen werden soll - Glas, Beschläge, Dichtungen - mit Malerkrepp abkleben. Kein normales Klebeband. Es reißt. Malerkrepp lässt sich leicht ablösen, ohne Klebereste zu hinterlassen.
- Reihenfolge beim Streichen: Zuerst den Fensterrahmen, dann die Flügel, dann den Falz. Nie zu dick auftragen. Dünn und gleichmäßig ist besser als dick und tropfend.
Und eine wichtige Regel: Die Außenseite des Fensters darf nicht dicker bestrichen werden als die Innenseite. Holz muss atmen. Wenn die Außenfläche dicker ist als die Innenseite, wird die Feuchtigkeit nicht mehr nach außen transportiert. Sie bleibt im Holz - und das führt zu Fäulnis. Das ist ein häufiger Fehler bei Laien. Und er ist teuer.
Was du niemals tun darfst
Es gibt Dinge, die du einfach nicht tun solltest - auch wenn sie verlockend erscheinen.
- Nie Beschläge überstreichen: Griffe, Scharniere, Riegel - alles metallisch. Wenn du sie mit Lack oder Lasur bedeckst, funktionieren sie nicht mehr. Sie verkleben. Sie rosten. Du musst sie vorher abkleben - oder besser: abnehmen.
- Nie Silikon oder Dichtungen überstreichen: Diese Teile sind aus Gummi oder Kunststoff. Lack und Lasur haften nicht darauf. Sie reißen, sie verhärten, sie verlieren ihre Elastizität. Dann leckt das Fenster. Und das ist teurer als ein neuer Anstrich.
- Nie mit kratzigen Schwämmen reinigen: Kein Scheuerschwamm. Kein Reiniger mit Ammoniak. Kein Hochdruckreiniger. Selbst bei leichtem Schmutz: Ein feuchtes Tuch und Wasser reicht. Und wenn es hartnäckiger ist? Dann spezielles Holzfensterreinigungsmittel. Nichts anderes.
- Nie im Herbst oder Winter streichen: Holz ist feucht. Die Luft ist kalt. Lasur trocknet nicht richtig. Lack bleibt klebrig. Die beste Zeit: Frühling oder Sommer. Wenn die Luft trocken ist, die Temperaturen über 10 Grad liegen und du gut lüften kannst.
Was passiert, wenn du es nicht tust?
Ein Holzfenster, das nicht gepflegt wird, stirbt langsam. Zuerst wird die Oberfläche matt. Dann bröckelt die Lasur. Dann fängt das Holz an zu schimmeln. Dann quillt es. Dann reißt es. Und dann - wenn du endlich handelst - musst du nicht nur streichen. Dann musst du Holz ersetzen. Ein einzelner Rahmen kostet 300 bis 600 Euro. Ein komplettes Fenster? Über 1.000 Euro.
Und das ist nur der finanzielle Schaden. Das Fenster verliert seine Dämmwirkung. Die Heizkosten steigen. Die Luftfeuchtigkeit im Haus steigt. Und der Charme? Der ist weg. Du hast nicht nur ein Fenster verloren. Du hast ein Stück deines Zuhauses verloren.
Die gute Nachricht: Das alles kannst du verhindern. Mit einem Jahrzehnt Pflege. Mit einem Malerkrepp. Mit einer Pflegemilch. Mit einer Lasur, die du alle drei Jahre auffrischst - nicht neu streichst.
Produktempfehlungen für Österreich
Was funktioniert wirklich? Hier sind einige Produkte, die sich in der Praxis bewährt haben - und in Österreich leicht zu bekommen sind:
- Lasur: Aidol Fenster-& Türenlasur, Remmers Compact-Lasur PU, Holzschutz Lasur von Osmo
- Lack: Aidol Compact-Lack PU (farbig), Dickschichtlasur von Holzschutz GmbH
- Pflegemilch: Holzfenster-Pflegemilch von Briesowsky, Holzpflege von Osmo
- Grundierung: Holzgrundierung von Remmers, Universal-Grundierung von Tikkurila
Alle diese Produkte sind auf Holzfenster spezialisiert. Sie enthalten UV-Schutz, sind wasserabweisend und atmungsaktiv. Und sie sind für die klimatischen Bedingungen in Österreich entwickelt - mit kalten Wintern, feuchten Frühlingen und intensiver Sommersonne.
Was kommt nach der Pflege?
Wenn du dein Fenster jetzt gepflegt hast, dann hast du nicht nur eine bessere Optik. Du hast eine Investition getätigt. Ein gut gepflegtes Holzfenster hält 40, 50, sogar 60 Jahre. Es bleibt warm. Es bleibt luftdicht. Es bleibt schön. Und es bleibt ein Teil deines Hauses - nicht nur ein Bauteil.
Denk nicht an die Arbeit. Denk an das Ergebnis. Ein Fenster, das im Morgenlicht warm leuchtet. Ein Fenster, das nach Holz riecht. Ein Fenster, das nicht leckt. Ein Fenster, das nicht abblättert. Ein Fenster, das noch lange deine Enkel sehen werden.
Wie oft sollte ich meine Holzfenster mit Lasur nachbehandeln?
Eine Lasur sollte alle zwei bis drei Jahre aufgefrischt werden, je nach Bewitterung. Fenster, die direktem Regen oder starker Sonne ausgesetzt sind, benötigen eine Auffrischung alle zwei Jahre. Geschützte Fenster, etwa an der Südseite, halten bis zu drei Jahre. Regelmäßige Pflegemilch kann diesen Zeitraum um ein Jahr verlängern.
Kann ich Lack über Lasur streichen?
Ja, aber nur mit Vorbereitung. Du musst die Lasur komplett abschleifen, bis das Holz frei liegt. Dann grundieren und erst danach lackieren. Sonst haftet der Lack nicht und blättert ab. Es ist einfacher, von Lack auf Lasur umzusteigen - aber nicht umgekehrt.
Warum darf ich die Innenseite nicht dicker streichen als die Außenseite?
Holz muss Feuchtigkeit nach außen abgeben. Wenn die Außenseite dicker bestrichen ist als die Innenseite, wird dieser Transport blockiert. Die Feuchtigkeit bleibt im Holz und führt zu Fäulnis. Deshalb: Die Innenseite darf ruhig etwas dicker sein - aber niemals die Außenseite dicker als die Innenseite.
Welche Farbe ist für Holzfenster im Winter am besten?
Dunkle Farben absorbieren mehr Sonnenwärme - das kann im Winter hilfreich sein. Aber sie belasten das Holz stärker durch Wärmeausdehnung. Daher empfehlen Experten helle, neutrale Farben wie Weiß, Beige oder hellgrau. Sie reflektieren die Sonne, reduzieren Spannungen im Holz und halten länger. Lasur in Naturtönen ist die beste Wahl für langfristige Haltbarkeit.
Wie erkenne ich, dass mein Holzfenster verrottet?
Zeichen für Verrottung sind: weiches Holz, das sich mit dem Finger eindrücken lässt, schwarze oder grüne Flecken, ein modriger Geruch, oder ein leichtes Knacken, wenn du am Rahmen drückst. Besonders betroffen sind die unteren Rahmenabschnitte. Bei Verdacht sofort prüfen - und bei Befund Fachmann hinzuziehen. Verrottetes Holz kann nicht mehr mit Streichen gerettet werden.