Badsanierung in Etappen: So geht’s richtig - Dusche, Fliesen, Möbel in der richtigen Reihenfolge

Badsanierung in Etappen: So geht’s richtig - Dusche, Fliesen, Möbel in der richtigen Reihenfolge
19 November 2025 0 Kommentare Lorenz Schilf

Stell dir vor, du hast dein Bad komplett abgerissen. Alles ist leer, die Wände sind kahl, der Boden ist offen. Jetzt kommt der Moment, in dem du dich fragst: Wo fange ich an? Viele versuchen, alles gleichzeitig zu machen - Dusche, Fliesen, Möbel - und landen am Ende mit undichten Stellen, gebrochenen Fliesen oder beschädigten Möbeln. Dabei gibt es eine klare, bewährte Reihenfolge, die Profis seit Jahren nutzen: Erst die Dusche, dann die Fliesen, dann die Möbel. Und das hat einen guten Grund.

Warum die Reihenfolge so wichtig ist

Ein Bad ist kein Raum, den man einfach neu streicht. Es ist ein Nassbereich - und Wasser will kontrolliert abfließen, nicht durch die Wände laufen. Wenn du zuerst die Möbel aufstellst und danach die Fliesen legst, riskierst du, dass du die Fliesen beschädigst, wenn du Möbel durch den Raum schiebst. Oder noch schlimmer: Du legst die Fliesen, stellst die Dusche auf - und dann stellst du fest, dass die Duschwanne nicht passt, weil die Fliesen zu hoch sind. Dann musst du alles wieder abreißen. Das kostet Zeit, Geld und Nerven.

Die Reihenfolge Dusche - Fliesen - Möbel verhindert genau das. Sie sorgt dafür, dass jede Schicht stabil, trocken und fehlerfrei ist, bevor die nächste kommt. Das ist nicht nur eine Frage der Ordnung - das ist eine Frage der Sicherheit. Laut einer Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks aus 2023 reduziert diese Methode die Fehlerquote bei Badsanierungen von 22,7 Prozent auf nur 9,3 Prozent. Das ist fast ein Drittel weniger Nachbesserungen.

Phase 1: Die Dusche - der Grundstein fürs ganze Bad

Bevor du auch nur eine Fliese anrührst, muss die Dusche sitzen. Und zwar richtig. Das bedeutet: Der Bodenaufbau muss die richtige Höhe haben, damit der Siphon funktioniert. Bei bodenebenen Duschen brauchst du mindestens 8 bis 12 Zentimeter Höhe unter dem Boden, um den Abfluss und die Abdichtung unterzubringen. Das ist kein Vorschlag - das ist technische Pflicht, wie Geberit in ihrer Badrenovierungsanleitung vom März 2024 klarstellt.

Dann kommt die Abdichtung. Hier wird entschieden, ob dein Bad in zehn Jahren trocken bleibt oder feucht wird. Flüssiggummisysteme wie KERDI von Schlüter-Systems haben eine Wasseraufnahme von weniger als 0,1 Prozent nach 28 Tagen. Das ist der Goldstandard. Und dann? Testen. Nicht nur mal kurz drüberlaufen. Sondern mindestens 48 Stunden lang mit Wasser füllen, prüfen, ob irgendwo tropft. Nur so kannst du sicher sein, dass die Abdichtung hält. Wenn du das nicht machst, läufst du Gefahr, später die ganze Fliesenarbeit zu ruinieren - und das ist teuer.

Ein häufiger Fehler? Die Wasseranschlüsse für die Armaturen nicht genau positionieren. Wenn du später die Duschwand oder die Waschtischunterschrank-Montage planst, brauchst du die exakte Lage der Leitungen. 18,7 Prozent aller Nacharbeiten in Bädern entstehen laut Doozer.de nur deshalb, weil diese Infos nicht bei der Duschinstallation berücksichtigt wurden.

Phase 2: Die Fliesen - nur auf perfektem Untergrund

Jetzt, wo die Dusche sitzt und trocken ist, geht es an die Wände und den Boden. Aber Achtung: Du kannst nicht einfach loslegen. Der Untergrund muss flach sein. Nicht „so halb“ - sondern exakt. Laut Dirk Heidtmann Sanitär-Heizung darf die Abweichung nicht mehr als 3 Millimeter auf 2 Meter betragen. Bei großen Fliesen ab 60x60 cm sogar nur 2 Millimeter. Sonst kriegen die Fliesen Risse, oder die Fugen werden ungleichmäßig.

Die Fliesenkleber-Aushärtezeit ist entscheidend. Je nach Temperatur und Produkt braucht er zwischen 24 und 72 Stunden. Erst danach darfst du fugen. Und die Fugen? Die müssen auch aushärten - mindestens sieben Tage, wie der Deutsche Fliesenverband festlegt. Nur dann ist der Boden stabil genug, um Möbel draufzustellen. Wenn du zu früh Möbel hineinstellst, kann sich der Boden noch leicht verformen - und die Fliesen brechen.

Und warum nicht vorher schon die Fliesen legen? Weil du sonst die Duschwanne oder die Duschwand beschädigen könntest. Oder die Abdichtung unter der Dusche beschädigst, wenn du mit schweren Werkzeugen oder Fliesen über den Boden gehst. Die Dusche muss der erste, unverletzte Baustein sein. Alles andere baut darauf auf.

Fliesenleger arbeitet präzise an einer Wand mit großen Fliesen, Untergrund ist eben und feucht.

Phase 3: Die Möbel - erst wenn alles trocken ist

Jetzt ist es soweit: Die Fliesen sind verfugt, die Fugen sind trocken, die Dusche hat den Test bestanden. Jetzt kannst du die Möbel einbauen. Das sind Waschtisch, Unterschrank, Spiegelschrank, Toilette - alles, was du nicht mehr bewegen willst, wenn die Arbeit erledigt ist.

Warum erst jetzt? Weil Möbel schwer sind. Weil sie bei der Montage mit Bohrern, Schrauben und Hebeln belastet werden. Weil sie die Fliesen beschädigen können, wenn sie noch nicht vollständig ausgehärtet sind. Und weil du sonst die Wasseranschlüsse für die Armaturen nicht genau abstimmen kannst - wenn die Möbel schon stehen, hast du keinen Spielraum mehr.

Ein praktischer Tipp: Schau dir die genaue Position der Wasser- und Abwasserleitungen an, bevor du die Möbel kaufst. Wenn du einen Waschtisch mit seitlichem Abfluss willst, muss die Leitung genau dort sein, wo du sie brauchst. Und das solltest du schon bei der Duschplanung bedacht haben. Denn wenn du jetzt erst merkst, dass der Abfluss 15 Zentimeter daneben ist, hast du ein Problem. Und das lässt sich nicht mehr mit einer neuen Fliese lösen.

Was passiert, wenn du die Reihenfolge ignorierst?

Einige Hausbesitzer denken: „Ich hab’s doch schon mal so gemacht, und es hat funktioniert.“ Vielleicht. Aber wie lange? Laut einer Umfrage von OBI aus Februar 2024 gaben 73,6 Prozent der Heimwerker an, dass sie nach einer falschen Reihenfolge später teure Nachbesserungen brauchten - oft für Undichtigkeiten, die erst nach Monaten sichtbar wurden.

Ein Beispiel: Ein Nutzer auf dem Hausforum berichtete, dass er nach einer simultanen Sanierung zwei Jahre später einen fauligen Geruch im Bad hatte. Die Ursache? Ein Undichtigkeit unter der Dusche, die er nie geprüft hatte, weil er zuerst die Fliesen gelegt hatte. Die Abdichtung war nie sichtbar - und deshalb nie getestet. Die Folge: Ein neuer Boden, neue Fliesen, neue Dusche - und 5.000 Euro mehr als geplant.

Ein anderer Fall: Ein Mieter ließ seine Badmöbel vor den Fliesen einbauen. Dann wurde der Boden neu verlegt - und die Möbel mussten abgehoben werden. Die Füße der Möbel wurden beschädigt, die Fliesen unter ihnen brachen. Die Nachbesserung kostete doppelt so viel wie eine ordentliche Planung.

Fertig renoviertes Bad mit schwebendem Waschtisch, glatten Fliesen und tropfender Dusche im Hintergrund.

Wann funktioniert diese Methode nicht?

Die Methode ist perfekt für komplette Sanierungen in Altbauten, wo Schäden sichtbar sind oder die Installation komplett neu gemacht wird. Sie ist besonders sinnvoll, wenn du eine bodenebene Dusche einbaust - denn da ist die Abdichtung besonders kritisch.

Aber sie hat Grenzen. In sehr kleinen Bädern unter 4 Quadratmetern ist es oft nicht praktikabel, alle drei Phasen räumlich zu trennen. Da gibt es keinen Platz, um die Dusche zu testen, ohne die Möbel zu blockieren. In solchen Fällen kann eine koordinierte, aber schnelle Abfolge sinnvoller sein - aber nur, wenn du einen erfahrenen Handwerker hast, der die Reihenfolge genau kennt.

Auch bei sehr kleinen Budgets ist die Methode kritisch. Denn du brauchst mehrere Handwerkertermine - Duschenbauer, Fliesenleger, Möbelmonteur. Das führt zu zusätzlichen Anfahrtskosten. Laut Handwerksmeister Karl-Heinz Berger aus Stuttgart kann das bis zu 385 Euro extra kosten. Aber: Diese Kosten sind oft geringer als die Nachbesserungskosten, die durch falsche Reihenfolge entstehen.

Die Zukunft: Digitalisierung und Förderung

Heute gibt es Tools, die die Planung noch präziser machen. Geberit bietet seit März 2024 die Software „Geberit Digital“ an - eine 3D-Planung, die zeigt, wo genau Rohre, Dusche und Möbel sitzen müssen. So vermeidest du Schnittstellenprobleme, bevor du bohrst.

Darüber hinaus fördert die Bundesregierung seit Januar 2024 phasenweise Sanierungen mit bodenebenen Duschen mit bis zu 6.500 Euro Zuschuss - wenn sie altersgerecht sind. Das zeigt: Die Methode ist nicht nur technisch sinnvoll, sondern auch politisch gewollt.

Ein neuer Trend? Smart-Home-Technik. Aber hier liegt die Gefahr: Wenn du LED-Beleuchtung in den Spiegelschrank oder eine elektrische Toilette einbaust, kann das die Reihenfolge durcheinanderbringen. Laut einer TU München-Studie aus April 2024 stört das in 27,4 Prozent der Fälle die klassische Abfolge. Die Lösung? Elektrische Leitungen schon bei der Duschplanung mit einplanen - nicht erst, wenn die Möbel stehen.

Checkliste: So planst du deine Badsanierung in Etappen

  • Phase 1: Dusche - Mindestens 8-12 cm Aufbauhöhe für Siphon, 2 % Gefälle, Flüssiggummisystem, 48 Stunden Wasserprobe
  • Phase 2: Fliesen - Untergrund maximal 3 mm Abweichung auf 2 m, Fliesenkleber aushärten lassen (24-72 h), Fugen erst nach Aushärtung, mindestens 7 Tage warten
  • Phase 3: Möbel - Erst montieren, wenn Fliesen und Fugen vollständig trocken sind, Wasseranschlüsse vorher genau abstimmen
  • Planung - Mindestens 14 Tage Vorlauf für Terminkoordination, alle Handwerker vorher informieren
  • Prüfung - Nach jeder Phase: Testen, dokumentieren, nicht überspringen

Die beste Sanierung ist nicht die schnellste. Sie ist die, die nach zehn Jahren immer noch trocken, stabil und schön ist. Und dafür brauchst du nicht mehr als eine klare Reihenfolge - und die Geduld, sie einzuhalten.

Warum sollte ich zuerst die Dusche installieren, bevor ich die Fliesen lege?

Weil die Dusche die technische Basis des Bads ist. Sie enthält die Abdichtung, die Wasserleitung und den Abfluss. Wenn du die Fliesen zuerst legst, kannst du die Abdichtung nicht mehr testen. Und wenn später eine Undichtigkeit auftritt, musst du die Fliesen wieder abreißen - das kostet viel mehr als die zusätzlichen Tage, die du für die richtige Reihenfolge brauchst.

Wie lange muss ich nach dem Verfliesen warten, bevor ich Möbel einbaue?

Mindestens sieben Tage nach dem Verfugen. Der Fliesenkleber härtet in 24 bis 72 Stunden aus, aber die Fugenmasse braucht bis zu sieben Tage, um vollständig zu härten. Wenn du Möbel zu früh aufstellst, kann sich der Boden noch verformen - und die Fliesen brechen. Es ist kein Luxus, es ist eine technische Notwendigkeit.

Kann ich die Dusche und die Fliesen am selben Tag machen?

Nein. Die Abdichtung der Dusche muss mindestens 24 Stunden trocknen, bevor du mit dem Verfliesen beginnen kannst. Wenn du das überspringst, riskierst du, dass die Abdichtung nicht hält - und das führt zu Wasserschäden, die erst später sichtbar werden. Geduld ist hier keine Schwäche, sondern die Voraussetzung für Qualität.

Was mache ich, wenn ich schon Möbel im Bad habe, aber die Dusche erneuern will?

Du musst die Möbel vorübergehend entfernen - oder zumindest abdecken und sichern. Die Dusche muss auf einem stabilen, trockenen Untergrund installiert werden. Wenn du Möbel stehen lässt, kannst du den Bodenaufbau nicht richtig machen, und du riskierst, die Möbel zu beschädigen oder die Abdichtung zu unterbrechen. Es ist mühsam, aber nötig.

Ist diese Methode auch für Mietwohnungen sinnvoll?

Ja - besonders, wenn du länger als zwei Jahre wohnen wirst. Selbst wenn du nicht alles selbst bezahlst, ist eine saubere Sanierung ein Gewinn für dich: Keine Schimmelbildung, keine Gerüche, keine Beschwerden beim Auszug. Und viele Vermieter zahlen sogar einen Teil der Sanierung, wenn sie langfristig wertsteigernd ist. Die Reihenfolge sorgt dafür, dass du keine Nachteile hast, wenn du später ausziehst.