Smart-Home-Vorbereitung bei der Hausrenovierung: Leitungen und Leerrohre richtig planen
Wenn du gerade dein Haus renovierst, dann ist jetzt der beste Moment, um es für die Zukunft fit zu machen. Nicht für den nächsten Sommer, sondern für die nächsten 15 Jahre. Die meisten Hausbesitzer denken bei Renovierungen an neue Fliesen, frische Farbe oder eine moderne Küche. Doch was passiert, wenn du in zwei Jahren ein vollautomatisiertes Zuhause willst - mit intelligenten Lichtern, Rollläden, Heizungssteuerung und Sicherheitssystemen, die alles miteinander verbinden? Dann stehst du vor einer Wand. Buchstäblich. Denn ohne die richtigen Leitungen und Leerrohre wird es teuer, aufwändig und oft unmöglich.
Warum Leerrohre die wichtigste Investition sind
Stell dir vor, du baust ein Haus mit einem Keller, drei Etagen und einem Dachgeschoss. Du legst die Steckdosen, die Lichtschalter, die Heizungsleitungen - alles nach dem alten Standard. Zwei Steckdosen pro Raum. Ein Netzwerkkabel im Wohnzimmer. Fertig. Dann kommt der Tag, an dem du merkst: Dein neues Smart-Home-System braucht mindestens sechs Steckdosen pro Raum, ein Ethernet-Kabel in jedem Zimmer, eine zentrale Steuerzentrale im Keller und eine sichere Verbindung zwischen allen Geräten. Und plötzlich musst du Wände aufstemmen, Fußböden heben, Dächer öffnen. Das kostet bis zu 300 % mehr als wenn du es von Anfang an richtig gemacht hättest.Experten sprechen von einer durchschnittlichen Nachrüstkostenersparnis von 7.200 Euro, wenn du während der Renovierung Leerrohre mit einem Mindestdurchmesser von 20 mm verlegst. Das sind nicht nur Rohre. Das sind zukünftige Freiheiten. Du kannst später Sensoren, Kameras, Lautsprecher oder sogar intelligente Heizkörperthermostate nachrüsten - ohne dass ein Elektriker mit Bohrmaschine und Staubsauger durch dein Haus zieht.
Was du wirklich brauchst: Die technischen Grundlagen
Ein Smart-Home-System funktioniert nicht mit Funk allein. Selbst die besten WLAN- oder Zigbee-Geräte leiden unter Störungen: Wände, Metallrohre, Mikrowellen, Nachbar-WLANs. Kabelgebundene Systeme wie KNX, LON oder BACnet sind dagegen stabil, zuverlässig und sicher. Sie haben eine Ausfallrate von nur 2-5 %, während reine Funklösungen oft zwischen 15 und 25 % ausfallen. Und das bei einer Lebensdauer von 15-20 Jahren.Dafür brauchst du vier Dinge:
- Leerrohre - mindestens 20 mm Durchmesser, verlegt in alle Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Flur, Keller, Dachboden, Abstellkammern. Kein Raum ist zu klein, um später ein Gerät zu bekommen.
- Netzwerkkabel - mindestens Cat 6A, besser Cat 7. Diese Kabel tragen Daten mit bis zu 10 Gbit/s - mehr als genug für Kameras, Sprachassistenten und Smart-TV-Systeme.
- Neutralleiter an jedem Schalter - das ist keine Option, das ist Pflicht. Ohne Neutralleiter kannst du moderne, intelligente Lichtschalter nicht einbauen. Viele alte Installationen haben das nicht. Jetzt ist die Zeit, es nachzuziehen.
- Stromkreise - mindestens vier bis sechs Steckdosen pro Raum. Nicht zwei. Heute brauchst du Ladegeräte, Smart-Speaker, Fernseher, Lampen, Luftreiniger, Sensoren. Und morgen vielleicht noch mehr.
Und vergiss nicht: Jedes Kabel, das du heute verlegst, muss klar beschriftet sein. Wer später nachschaut, muss wissen, welches Kabel wohin führt. Nutze digitale Tools wie Eplan Electric P8 oder SmartHomePlaner. 92 % der Nutzer bewerten diese als unverzichtbar.
Kabelgebunden vs. Funk: Was ist wirklich besser?
Viele Hersteller verkaufen Funk-Systeme als „einfach“ und „flexibel“. Das stimmt - für Mietwohnungen oder kleine Aufgaben. Aber wenn du dein Haus für die Zukunft vorbereiten willst, dann ist kabelgebunden die einzige echte Lösung.Ein KNX-System mit Kabeln kostet im Neubau zwischen 8.000 und 25.000 Euro - je nach Hausgröße. Eine vergleichbare Funklösung liegt bei 3.000 bis 12.000 Euro. Klingt gut, oder? Aber schau auf die langfristigen Kosten: Kabelgebundene Systeme brauchen keine Batterien, keine Firmware-Updates, keine Signalverstärker. Ihre Wartungskosten sind bis zu 40 % niedriger. Und sie funktionieren, auch wenn das WLAN ausfällt.
Ein Nutzer aus dem Reddit-Forum „SmartHome-Deutschland“ schreibt: „Ich habe vor drei Jahren 20 mm Leerrohre in alle Wände verlegt. Jetzt habe ich ein KNX-System nachgerüstet - die 1.200 Euro haben mir 4.500 Euro an Reparaturkosten gespart.“ Umgekehrt klagt jemand anderes: „Ohne Leerrohre musste ich Wände aufstemmen. Zwei Wochen Arbeit, 3.800 Euro - und ich habe immer noch keine saubere Verbindung im Keller.“
Die VDE-Umfrage von Juni 2023 zeigt: 68 % der Hausbesitzer nennen die fehlende Leerrohr-Planung als größte Fehlentscheidung bei ihrer Smart-Home-Renovierung.
Wer plant, was und wie?
Ein Smart-Home-System ist kein DIY-Projekt. Du kannst nicht einfach ein paar Steckdosen wechseln und hoffen, dass alles funktioniert. Es braucht Planung - und zwar von Anfang an.Architektin Dr. Sabine Vogel sagt: „Beginnen Sie in der Entwurfsphase. Ein Raumbuch, das beschreibt, wie jeder Raum genutzt wird, ist unverzichtbar.“ Was bedeutet das? Wenn du im Wohnzimmer Filme schaust, brauchst du nicht nur eine Steckdose für den Fernseher - sondern auch eine für den Soundbar-Verstärker, eine für die Lichtsteuerung, eine für die Kamera, eine für den Netzwerk-Router. Und eine Reserve.
Die Planungsphase sollte mindestens 40-60 Stunden dauern. Das ist keine Zeitverschwendung. Das ist die Grundlage für eine reibungslose Installation. Ein Elektriker, der die Pläne nicht versteht, macht Fehler. Und Fehler in der Elektroinstallation sind die häufigste Brandursache in Smart Homes - 68 % aller Fälle, wie Elektromeistermeister Hans-Peter Weber warnt.
Die Kosten für eine professionelle Planung liegen zwischen 1.200 und 2.500 Euro. Die Installation selbst kostet je nach Umfang 5.000 bis 20.000 Euro. Klingt viel? Vergleiche das mit den 15.000-30.000 Euro, die du später zahlen wirst, wenn du nachträglich alles aufstemmen musst.
Was du vermeiden musst: Die häufigsten Fehler
Die meisten Menschen machen drei Fehler - und sie sind leicht zu vermeiden.- Zu wenige Steckdosen - nur zwei pro Raum ist eine Einladung zum Stromkabel-Teppich. Mindestens vier, besser sechs. Und verteile sie - nicht nur neben der Couch, sondern auch an der Wand gegenüber, im Regal, am Schreibtisch.
- Keine Leerrohre im Keller oder Dachboden - wer denkt, dass dort nichts kommt, irrt. Dort kommen Heizungssteuerungen, Luftfeuchtigkeitssensoren, Alarmsysteme, Wärmepumpen-Regler. Und die sind oft die wichtigsten.
- Keine Dokumentation - wenn du nicht aufschreibst, welches Kabel wo hinläuft, wirst du es nie wieder finden. Nutze ein digitales Planungstool. Mach Fotos. Beschrifte die Kabel. Und gib den Plan an den nächsten Besitzer weiter - wenn du mal verkaufst.
Und vergiss nicht: Die VDE empfiehlt, mindestens 30-50 % Reservematerial einzuplanen. Nicht für heute. Für morgen. Für das nächste Gerät, das du noch nicht kennst.
Die Zukunft ist kabelgebunden - und sie kommt schneller, als du denkst
Der deutsche Smart-Home-Markt wächst mit 14,7 % pro Jahr. Im Jahr 2023 lag das Volumen bei 4,8 Milliarden Euro. Und bis 2027 werden 85 % aller Neubauten in Deutschland standardmäßig für Smart Home vorbereitet sein. Das bedeutet: In zwei Jahren wird jeder Bauherr, jeder Architekt, jeder Elektriker erwarten, dass du es tust.Die KNX-Alliance arbeitet bereits an Version 3.0, die ab 2024 IP-basierte Geräte einfacher integriert. Aber das bedeutet nicht, dass Kabel überflüssig werden. Im Gegenteil: Hybridlösungen - Kabel als Grundlage, Funk als Ergänzung - werden bis 2026 65 % des Marktes dominieren. Und die Basis bleibt: Leerrohre, Netzwerkkabel, Neutralleiter.
Die TU München forscht sogar an „intelligenten Leerrohren“ mit integrierten Sensoren - die ab 2025 Marktreife erreichen sollen. Stell dir vor: Du musst keine Wand aufstemmen, um einen neuen Sensor einzubauen. Du ziehst ihn einfach durch das Rohr. Das ist keine Science-Fiction. Das ist die Zukunft - und du kannst sie jetzt vorbereiten.
Was bleibt: Deine Entscheidung
Du hast jetzt zwei Wege:- Weg 1: Renoviere nur das Sichtbare. Neue Fliesen, neue Heizung, neue Küche. Und wenn du später Smart Home willst, dann zahle doppelt, dreifach, vierfach - und lebst mit kaputten Wänden und störungsanfälligen Geräten.
- Weg 2: Nutze die Renovierung als Chance. Verlege Leerrohre. Ziehe Cat 6A-Kabel. Installiere genug Steckdosen. Lass dich von einem Profi beraten. Und baue ein Zuhause, das nicht nur heute funktioniert - sondern auch in 15 Jahren.
Die meisten Menschen wählen Weg 1. Weil es jetzt billiger ist. Aber wer sich später umsieht, merkt: Die billige Lösung ist die teuerste.
Die Investition in eine gute Verkabelung amortisiert sich in 7-9 Jahren. Danach ist es reiner Gewinn. Keine Nachrüstungskosten. Keine Störungen. Keine Wände aufstemmen. Nur ein Zuhause, das mit dir wächst.
Was kostet eine Smart-Home-Vorbereitung während der Renovierung?
Die Kosten variieren je nach Hausgröße und Umfang. Die Planung kostet zwischen 1.200 und 2.500 Euro. Die Verkabelung mit Leerrohren, Ethernet-Kabeln und zusätzlichen Steckdosen liegt bei 5.000 bis 20.000 Euro. Im Vergleich dazu kostet eine nachträgliche Nachrüstung oft 300 % mehr - bis zu 30.000 Euro oder mehr.
Reicht ein WLAN-System für Smart Home aus?
WLAN ist für einfache Geräte wie Lampen oder Steckdosen ausreichend. Aber für Heizungssteuerung, Sicherheitssysteme, Rollladenantriebe oder mehrere Kameras ist es zu unsicher. Störungen durch Wände, Elektrogeräte oder Nachbar-WLANs führen zu Ausfällen. Kabelgebundene Systeme wie KNX sind deutlich stabiler - mit einer Ausfallrate von nur 2-5 %.
Warum brauche ich einen Neutralleiter an jedem Schalter?
Moderne intelligente Lichtschalter brauchen permanent Strom, um zu funktionieren - auch wenn das Licht ausgeschaltet ist. Ohne Neutralleiter können sie keinen eigenen Stromkreis aufbauen. Viele alte Installationen haben diesen Leiter nicht. Beim Umbau ist es die letzte Gelegenheit, ihn nachzuziehen - sonst kannst du keine modernen Schalter einbauen.
Wie viele Steckdosen brauche ich pro Raum?
Mindestens vier bis sechs pro Raum. Traditionell wurden nur zwei verlegt - das reicht heute nicht mehr. Du brauchst Steckdosen für Fernseher, Lautsprecher, Ladegeräte, Smart-Speaker, Lampen, Sensoren, Luftreiniger und mehr. Plan großzügig - und verteile sie an verschiedenen Stellen im Raum.
Kann ich Leerrohre später nachträglich einbauen?
Theoretisch ja - aber praktisch nein. Leerrohre werden in Wänden, Decken oder Böden verlegt. Nachträglich einzubauen bedeutet, Wände aufzustemmen, Fußböden zu heben oder Decken zu öffnen. Das kostet mehr als die ursprüngliche Installation und zerstört deine Renovierung. Die einzige sinnvolle Zeit, Leerrohre zu verlegen, ist während der Renovierung oder beim Neubau.
Welche Kabelqualität sollte ich wählen?
Nutze mindestens Ethernet-Kabel der Kategorie 6A (Cat 6A). Sie unterstützen bis zu 10 Gbit/s und sind zukunftssicher. Cat 5e oder Cat 6 reichen nicht mehr aus, wenn du Kameras, Sprachassistenten oder mehrere Geräte gleichzeitig betreiben willst. Cat 7 ist noch besser - aber Cat 6A ist der aktuelle Standard für professionelle Installationen.
Brauche ich einen Fachmann für die Planung?
Ja. Die Planung einer Smart-Home-Infrastruktur ist komplex. Sie verlangt Kenntnisse in Elektrotechnik, Raumplanung und Kommunikationsprotokollen. Selbst erfahrene Heimwerker machen Fehler, die zu Sicherheitsrisiken führen können. 68 % der Brandursachen in Smart Homes entstehen durch unsachgemäße Installationen. Lass die Planung und Installation von einem zertifizierten Elektriker oder Smart-Home-Spezialisten durchführen.
Jannes Bergmann
Dezember 21, 2025 AT 13:38