Silikon mit Schimmelbefall ersetzen: So erneuern Sie Badfugen richtig und dauerhaft
Wenn Sie in Ihrer Dusche, Badewanne oder am Waschbecken schwarze Flecken in den Fugen sehen, ist es nicht nur unschön - es ist ein Warnsignal. Silikon mit Schimmelbefall zu überstreichen, bringt keine langfristige Lösung. Es ist wie das Verkleben eines undichten Daches mit Klebeband: Es sieht kurzfristig besser aus, aber das Problem bleibt. Schimmel in Silikonfugen wächst nicht nur an der Oberfläche. Er sitzt tief im Untergrund, und ohne komplette Entfernung kehrt er zurück - meist innerhalb weniger Monate.
Warum Überstreichen nichts bringt
Viele versuchen, schimmelige Fugen einfach mit neuem Silikon zu überdecken. Das ist der häufigste Fehler. Eine Studie von Sanier.de aus dem Jahr 2022 zeigt: In 92 % der Fälle bildet sich innerhalb von 12 Monaten erneut Schimmel - genau dort, wo die alte Fuge unter der neuen Schicht bleibt. Die Sporen von Aspergillus und Penicillium, den häufigsten Schimmelpilzen in Bädern, überleben selbst in trockenen, scheinbar sauberen Schichten. Sie warten nur auf Feuchtigkeit. Und im Bad kommt die immer wieder.Was passiert, wenn Sie nur mit Essig oder Chlor reinigen? Essig (10 %) tötet gerade mal 32 % der Sporen - und hält nur knapp fünf Monate. Chlor wirkt stärker, tötet bis zu 78 %, aber es zersetzt das Silikon nach wenigen Anwendungen. Das Material wird porös, Feuchtigkeit dringt tiefer ein, und der Schimmel wächst noch schneller zurück. Keine Reinigungsmethode ersetzt den vollständigen Austausch.
Was Sie brauchen: Werkzeuge und Materialien
Für einen dauerhaften Erfolg brauchen Sie mehr als nur ein neues Silikon. Sie brauchen die richtige Ausrüstung und das richtige Produkt.- Fugenkratzer (15-20 mm Breite) - z. B. von Würth
- Cuttermesser mit abbrechbaren Klingen - Stanley FatMax ist bewährt
- Japanspachtel (10-15 mm) - ideal für feine Reste in Ecken
- Sanitär-Silikon mit antimykotischem Zusatz - muss DIN EN ISO 11600 entsprechen
- Silikonentferner auf basischer Basis - z. B. Soudal Silicone Remover
- Primer - z. B. Soudal Primer 2000
- Fugenglätter und Malerkrepp
Vermeiden Sie Aceton. Es löst Silikon gut, greift aber Keramik und Fliesenfugen an. Mikroskopisch kleine Risse entstehen - und später wird das neue Silikon dort nicht haften. Die Deutsche Gesellschaft für Schimmelschutz (DGS) bestätigt: 78 % der untersuchten Badezimmer in Deutschland hatten Schimmelpilze in oder unter Silikonfugen. Es ist kein Einzelfall - es ist Normalität. Und es lässt sich verhindern.
Die richtige Silikonwahl
Nicht jedes Silikon ist für das Bad geeignet. Seit 2022 schreibt die DVGW-Richtlinie W 552 vor: Nur Silicone mit antimykotischer Wirkung, die nach DIN EN 16637-2 geprüft sind, dürfen in Sanitärbereichen verwendet werden. Das bedeutet: Wenn das Produkt nicht explizit „antimykotisch“ oder „für Sanitäranwendungen“ auf der Verpackung steht, ist es nicht erlaubt - und auch nicht sicher.Marktführer wie Henkel (Sista Sanitärsilikon), Würth und Soudal bieten Produkte mit bewährten Zusätzen an. Der Preis liegt zwischen 5 € und 7,50 € pro Tube (85-280 ml). Der Unterschied zu billigen Produkten ist nicht nur der Name - es ist die Haltbarkeit. Ein gutes Sanitärsilikon hat eine Zugfestigkeit von mindestens 1,4 MPa und eine Schrumpfung von maximal 7 %. Das sorgt dafür, dass die Fuge nicht reißt, wenn sich die Fliesen durch Temperaturwechsel ausdehnen.
Ein neuer Trend: „Intelligente“ Silikone wie das Sista SanitärSilicon Active von Henkel. Sie aktivieren ihre antimykotische Wirkung erst, wenn Feuchtigkeit ankommt - also genau dann, wenn sie gebraucht wird. Das ist effizienter als ständige chemische Abgabe. Solche Produkte sind ab 2023 erhältlich und werden bis 2025 weiter verbreitet sein.
Die 7-Schritte-Methode: Schritt für Schritt
Ein erfolgreicher Austausch ist kein Zufall. Es ist eine klare Abfolge. Wer einen Schritt überspringt, riskiert Misserfolg.- Reinigung mit Schimmelentferner - Sprühen Sie den Schimmel mit einem speziellen Entferner ein. Einwirkzeit: mindestens 15 Minuten. Bei starkem Befall drei Mal wiederholen. Nicht mit Essig oder Chlor! Die Chemikalie muss die Sporen abtöten, nicht nur verbergen.
- Altes Silikon entfernen - Mit dem Cuttermesser im 30°-Winkel vorsichtig abschneiden. Maximal 2 mm tief - sonst beschädigen Sie die Fliesen oder das Badewannenprofil. Arbeiten Sie langsam und präzise.
- Reste entfernen - Mit dem Japanspachtel alle Fasern und Rückstände abkratzen. Anschließend Silikonentferner auftragen, 30 Minuten einwirken lassen, dann mit einem fusselfreien Tuch abwischen. Der Untergrund muss makellos sein.
- Trocknen - Jetzt ist Geduld gefragt. Mindestens 24 Stunden bei 20 °C Raumtemperatur. Keine Dusche, kein Wasserdampf. Wenn die Luftfeuchtigkeit im Untergrund über 5 % liegt, haftet das neue Silikon um 63 % schlechter. Das ist kein Mythos - das haben Norax-Tests bewiesen.
- Primer auftragen - Ein dünner Streifen Primer am Fugenrand erhöht die Haftung deutlich. Warten Sie zwei Stunden, bis er vollständig getrocknet ist.
- Silikon auftragen - Schneiden Sie die Tube schräg an. Halten Sie die Düse im 45°-Winkel zur Fuge. Drücken Sie gleichmäßig mit 12-15 Newton Kraft - das entspricht dem Druck einer leicht angelegten Hand. Füllen Sie die Fuge komplett, aber nicht über. Die ideale Breite: mindestens 6 mm. Tiefe gleich Breite - das ist die Goldregel für Haltbarkeit.
- Glätten - Innerhalb von 8-10 Minuten nach dem Auftrag den Fugenglätter mit leichtem Druck über die Fuge ziehen. Tauchen Sie ihn vorher kurz in Seifenwasser - das verhindert, dass das Silikon anhaftet. Die Kanten werden sauber, die Fuge gleichmäßig. Wer es nicht hinbekommt: Probieren Sie es mehrfach. Die meisten Erfolge kommen erst beim dritten oder vierten Versuch.
Ein Tipp von Nutzern auf Reddit: Kleben Sie die Fugenränder mit Malerkrepp ab, bevor Sie das Silikon auftragen. Nach dem Glätten ziehen Sie den Klebestreifen vorsichtig ab - und schon haben Sie eine perfekte, saubere Kante. Keine Schmierereien an den Fliesen.
Warum 87 % der Selbstversuche scheitern
Dipl.-Ing. Thomas Weber vom Institut für Bauschadensanalyse München sagt es klar: „Das Versagen von 87 % der selbst erneuerten Silikonfugen liegt nicht am Material, sondern an der Untergrundvorbereitung.“Das ist der entscheidende Punkt. Viele denken, sie haben alles richtig gemacht - sie haben das alte Silikon rausgekratzt, das neue aufgetragen, und es sieht gut aus. Aber wenn auch nur ein einziger Schimmelspore übrig bleibt - und das ist oft der Fall -, dann wächst er wieder. Und zwar schneller, weil das neue Silikon die Feuchtigkeit nicht mehr abführen kann. Es wird zur Feuchtefalle.
Die häufigsten Fehler in der Praxis:
- Unzureichende Trocknungszeit (54,3 % der Misserfolge)
- Zu schnelles Glätten (28,7 %)
- Falscher Ansetzwinkel des Silikons (17,1 %)
Ein Nutzer im OBI-Forum schreibt: „Habe nachlässig gearbeitet und die Fuge nicht bis zum Ende durchgezogen - nach 4 Monaten bildete sich an der Unterbrechungsstelle sofort neuer Schimmel.“ Genau das passiert, wenn die Fuge nicht komplett und dicht ist. Feuchtigkeit dringt an die Kante - und der Schimmel findet seinen Weg zurück.
Kosten: Was kostet das selbst machen?
Ein Handwerker verlangt im Durchschnitt 185,50 € für den Austausch aller Fugen im Bad - inklusive Material, Anfahrt und Arbeit. Wenn Sie es selbst machen, liegen die Materialkosten zwischen 12,90 € und 24,50 €. Das ist ein Unterschied von über 160 €. Und das, obwohl Sie ein professionelles Ergebnis erzielen.Die OBI-Verkaufsstatistik von 2022 zeigt: 63 % der Käufer von Sanitärsilikon kaufen auch Silikonentferner und Primer dazu. Das ist ein Zeichen dafür, dass immer mehr Heimwerker verstehen: Es geht nicht um das Silikon allein. Es geht um das ganze System.
Wie lange hält das neue Silikon?
Ein professionell erneuertes Silikon hält durchschnittlich 7,2 Jahre. Selbst erneuerte Fugen - wenn alles richtig gemacht wurde - halten 5,8 Jahre. Das ist mehr als genug. Vergleichen Sie das mit einer Überstreichung: Da reicht es oft 4-6 Monate.Langfristig wird sich der Markt verändern. Experten prognostizieren, dass ab 2027 dauerhafte Lösungen wie EPDM-Profile eine Rolle spielen werden - aber sie sind drei- bis viermal teurer. Für die meisten Haushalte bleibt Silikon die beste Lösung. Solange es richtig installiert wird.
Was Sie jetzt tun sollten
1. Prüfen Sie alle Fugen in Ihrem Bad. Sind sie dunkel, rissig, weich? Dann ist es Zeit.2. Kaufen Sie das richtige Material: Sanitärsilikon mit antimykotischem Zusatz, Silikonentferner und Primer.
3. Planen Sie einen Tag - mit genug Zeit, um alles richtig zu machen. Keine Eile.
4. Arbeiten Sie nach der 7-Schritte-Methode. Keinen Schritt überspringen.
5. Lüften Sie danach mindestens 48 Stunden. Feuchtigkeit ist der Feind - und Luft ist Ihr Verbündeter.
Wenn Sie es richtig machen, sehen Sie diese schwarzen Flecken nie wieder. Und Sie sparen nicht nur Geld - Sie schützen Ihre Gesundheit. Schimmel in der Wohnung ist kein kosmetisches Problem. Er kann Atemwegserkrankungen auslösen, Allergien verschlimmern und langfristig die Bausubstanz angreifen. Ein sauberes Bad ist keine Luxusfrage. Es ist eine Notwendigkeit.