Küchensteckdosen und Anschlüsse: Die richtige Anzahl, Höhe und Normen für Ihre Renovierung

Küchensteckdosen und Anschlüsse: Die richtige Anzahl, Höhe und Normen für Ihre Renovierung
10 Dezember 2025 0 Kommentare Lorenz Schilf

Wenn Sie Ihre Küche renovieren, denken Sie zuerst an neue Schränke, Arbeitsplatten oder den neuen Herd. Aber haben Sie schon an die Steckdosen gedacht? Viele Hausbesitzer bereuen es später, dass sie zu wenig Steckdosen eingebaut haben. Plötzlich liegen Verlängerungskabel überall, der Kaffeemaschine wird die Steckdose vom Toaster gestohlen, und das Handy-Ladegerät passt nicht mehr dazu. Dabei ist die richtige Planung der Steckdosen nicht nur praktisch - sie ist auch geregelt. In Deutschland gibt es klare Normen, die festlegen, wie viele Steckdosen Ihre Küche braucht, wo sie hinkommen und wie hoch sie sein sollten. Und diese Normen haben sich in den letzten Jahren stark verändert - vor allem wegen Smart-Home-Geräten, USB-Ladestationen und leistungsstarken Induktionskochfeldern.

Wie viele Steckdosen braucht eine Küche wirklich?

Die alte Regel von 4 bis 6 Steckdosen in der Küche ist heute völlig veraltet. Wer heute nur die Mindestanforderungen der DIN 18015-2:2021-10 befolgt, läuft Gefahr, schnell überlastet zu sein. Laut dieser Norm braucht eine kleine Küche (unter 20 m²) mit Herd, Mikrowelle und Kühlschrank mindestens 8 Steckdosen. Das klingt erstmal viel - bis man seine Geräte aufzählt: Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mixer, Toaster, Handrührgerät, Smart-Speaker, Handy-Ladegeräte, Thermomix, Dunstabzugshaube, Spülmaschine, Kühlschrank, Gefrierfach, und vielleicht noch eine elektrische Kaffeemaschine mit Brühautomat. Plötzlich sind 8 Steckdosen nicht mehr genug.

Die RAL-RG 678-Richtlinie, die von Fachleuten als praxistauglicher gilt, unterscheidet drei Ausstattungsstufen: Mindestausstattung (10 Steckdosen), Standardausstattung (15 Steckdosen) und Komfortausstattung (25+ Steckdosen). Wer seine Küche für die nächsten 15 bis 20 Jahre plant, sollte mindestens die Standardausstattung wählen. Die HEA (Hausgeräte- und Elektroindustrie) geht sogar noch weiter: Sie empfiehlt 17 Steckdosen als absolute Mindestanzahl für eine moderne Küche - und das nur, wenn man keine zusätzlichen Geräte wie einen elektrischen Grill oder einen Kaffeevollautomaten plant.

Ein realistisches Beispiel: Eine 25 m² große Küche mit Herd, Dunstabzug, Spülmaschine, Kühlschrank, Gefrierfach, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mixer, Toaster, Thermomix, Smartphone-Ladestation, Smart-Speaker und einem zusätzlichen USB-Anschluss für den Tablet-PC braucht mindestens 18 Steckdosen. Wenn Sie noch einen elektrischen Kamin, eine Klimaanlage oder einen Elektroherd mit integriertem Backofen haben, kommen schnell 22 bis 25 Steckdosen zusammen. Und das ist kein Luxus - das ist Notwendigkeit.

Wo sollten Steckdosen in der Küche platziert werden?

Die Position ist fast genauso wichtig wie die Anzahl. Eine Steckdose, die hinter dem Kühlschrank oder der Spülmaschine verschwindet, ist nutzlos. Die DIN 18015-3 und DIN 18040-2 legen klare Regeln fest: Steckdosen über der Arbeitsplatte gehören zwischen 100 cm und 130 cm über dem fertigen Boden. Die optimale Höhe ist 115 cm - das ist Augenhöhe beim Stehen und perfekt, um Geräte einzustecken, ohne sich zu bücken oder zu strecken.

Wichtig: Mindestens zwei dieser Steckdosen sollten frei von Geräten bleiben. Das heißt: Kein Kaffeemaschine, kein Toaster, kein Mixer - die dürfen nicht davorstehen. Sonst blockieren sie die Steckdose. Viele Menschen machen den Fehler, die Steckdosen direkt neben dem Spülbecken zu platzieren. Das ist verboten. Nach DIN VDE 0100-701 müssen Steckdosen mindestens 60 cm vom Spülbecken entfernt sein, um Feuchtigkeitsschäden und Kurzschlüsse zu vermeiden.

Unter der Arbeitsplatte brauchen Sie Steckdosen für eingebaute Geräte: Spülmaschine, Kühlschrank, Gefrierfach, Dunstabzugshaube. Hier ist eine Höhe von 20 cm über dem Boden ideal. So bleiben die Kabel nicht im Weg, und Sie können die Geräte leicht austauschen, ohne den Boden aufzumachen. Für Geräte wie den Kühlschrank oder die Spülmaschine sollten Sie immer separate Stromkreise vorsehen. Ein gemeinsamer Kreis mit anderen Steckdosen führt oft zu Überlastungen - besonders, wenn der Kühlschrank startet und gleichzeitig der Wasserkocher angeschaltet wird.

Was sagt die Norm wirklich - und was ist nur eine Fehlinterpretation?

Viele Leser haben schon von der Zahl 47 Steckdosen in einer Wohnung gehört - angeblich vorgeschrieben durch die DIN 18015-2. Das ist falsch. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat sich im März 2023 klar dazu geäußert: Diese Zahl ist eine Verwechslung. Die Norm gibt nicht vor, wie viele Steckdosen eine Wohnung insgesamt haben muss. Sie sagt nur, wie viele Steckdosen pro Raum und pro Arbeitsfläche empfohlen werden. In einer offenen Küche-Wohnzimmer-Kombination zählen die Flächen zusammen. Das kann die Zahl tatsächlich reduzieren - aber nur, wenn die Nutzung auch tatsächlich gemeinsam ist.

Die RAL-RG 678 ist da realistischer. Sie beschreibt konkrete Szenarien: Was braucht man, wenn man viel kocht? Was braucht man, wenn man Smart-Home-Geräte hat? Was braucht man, wenn man Kinder hat und viele kleine Geräte nutzt? Sie berücksichtigt nicht nur die Größe der Küche, sondern auch, wie sie genutzt wird. Und das ist der entscheidende Unterschied.

Ein weiterer Irrtum: Manche glauben, die DIN 18015-2 sei verbindlich. Das ist nicht der Fall. Sie ist eine Empfehlung - aber eine sehr starke. In der Praxis setzen Architekten, Elektroinstallateure und Bauherren sie als Standard um. Wer sie ignoriert, riskiert später teure Nacharbeiten. Und wer eine Wohnung vermietet, könnte sogar haftbar werden, wenn ein Kunde wegen zu wenig Steckdosen ein Elektrogerät nicht nutzen kann.

Comic-Stil-Darstellung: links ein chaotischer Küchensteckdosen-Überlastungsfall, rechts eine ordentliche, normgerechte Lösung mit USB-Anschlüssen und klarem Abstand zum Spülbecken.

USB-Anschlüsse, Smart Home und die Zukunft der Steckdosen

Heute laden wir nicht nur Handys - wir laden Tablets, Smartwatches, Bluetooth-Lautsprecher, Kamera-Akkus, elektrische Zahnbürsten und sogar elektrische Rasierer. Und das alles gleichzeitig. Daher ist ein USB-Anschluss heute kein Extra, sondern ein Muss. Die meisten modernen Steckdosen von Gira, Busch-Jaeger oder Hager haben bereits USB-C-Anschlüsse integriert. 2023 stieg der Marktanteil dieser Steckdosen um 34 %. Wer heute eine Küche neu plant, sollte mindestens zwei davon in der Arbeitsplattenhöhe (115 cm) einbauen - idealerweise neben der Kaffeemaschine oder dem Kühlschrank, wo man sie leicht erreicht.

Smart Home macht die Planung noch komplexer. Ein intelligentes Kühlschrank, das Ihnen sagt, wann Milch aus ist, braucht Strom. Ein digitaler Kochherd, der Rezepte anzeigt, braucht Strom. Ein Sprachassistent, der Ihre Musik abspielt, braucht Strom. Und alle diese Geräte brauchen einen stabilen, dauerhaften Anschluss - kein Verlängerungskabel, kein Steckdosenleiste, die sich mit der Zeit lockert. Die RAL-RG 678 (Januar 2024) hat deshalb explizit Smart-Home-Geräte und kleine Ladestationen in ihre Empfehlungen aufgenommen. Die nächste Version der DIN 18015-2, die im März 2025 erscheinen soll, wird das ebenfalls berücksichtigen.

Was kostet eine gute Steckdosenplanung?

Einige Bauherren scheuen die Kosten, wenn sie höhere Steckdosenzahlen hören. Aber die Mehrkosten sind minimal. Eine zusätzliche Steckdose kostet inklusive Verkabelung und Einbau etwa 50 bis 70 Euro. Wenn Sie statt 10 statt 25 Steckdosen einbauen, erhöht sich der Preis um 750 bis 1.050 Euro - das ist weniger als ein neuer Toaster. Und das ist eine Investition, die sich über Jahre auszahlt. Kein Verlängerungskabel mehr, keine Überlastung, kein Risiko für Brand oder Kurzschluss.

Was viel teurer ist: Nachträglich Steckdosen einbauen. Das bedeutet Wände aufreißen, Fußböden aufheben, neue Leitungen verlegen - und das alles, wenn die Küche schon fertig ist. Das kostet oft das Doppelte oder Dreifache. Und es ist unpraktisch: Sie müssen Ihre Küche komplett räumen, die Einrichtung verschieben, die Arbeitsplatte abmontieren. Es ist ein Chaos.

Konzeptuelle Darstellung der Entwicklung von Küchensteckdosen: von 1980er-Jahren mit vier Steckdosen bis zur Zukunft mit drahtloser Ladetechnik und Smart-Home-Integration.

Was passiert, wenn Sie die Normen ignorieren?

Wenn Sie eine Küche ohne Steckdosenplanung bauen, passiert das: Sie haben zu wenig Anschlüsse. Sie kaufen eine Steckdosenleiste mit 8 Anschlüssen. Dann eine zweite. Dann eine dritte. Sie hängen sie aneinander - und riskieren eine Überlastung. Ein Kurzschluss kann die ganze Sicherung auslösen. In schlimmen Fällen brennt es. Oder Sie haben zu wenig Steckdosen, und Ihr Kühlschrank wird abgesteckt, weil jemand den Wasserkocher braucht. Dann wird die Milch schlecht. Die Lebensmittel verderben. Und das alles, weil Sie vor 3 Jahren gespart haben.

Und es gibt noch eine andere Seite: Der Wert Ihrer Immobilie. Eine gut geplante Küche mit ausreichend Steckdosen und modernen Anschlüssen ist ein Verkaufsargument. Wer heute eine Wohnung oder ein Haus verkauft, wird gefragt: „Wie viele Steckdosen hat die Küche?“ Und wenn die Antwort „Acht“ lautet, dann ist das ein Minuspunkt. Wenn die Antwort „25 mit USB-C und separaten Stromkreisen“ lautet, dann ist das ein Pluspunkt.

Checkliste für Ihre nächste Küchenrenovierung

  • Mindestens 15 Steckdosen planen - besser 20 bis 25
  • Mindestens 2 freie Steckdosen über der Arbeitsplatte (115 cm Höhe)
  • USB-C-Anschlüsse an mindestens zwei Stellen integrieren
  • Steckdosen mindestens 60 cm vom Spülbecken entfernt platzieren
  • Kühlschrank, Spülmaschine und Herd auf eigene Stromkreise legen
  • Unter der Arbeitsplatte Steckdosen in 20 cm Höhe für eingebaute Geräte vorsehen
  • Keine Steckdosen hinter Schränken oder Türen - sie sind nutzlos
  • Bei offenen Küchen: Flächen mit Wohn- und Essbereich zusammenzählen, aber nicht zu wenig planen
  • Immer 20 % mehr Steckdosen einplanen als aktuell nötig - für zukünftige Geräte
  • Stellen Sie sicher, dass der Elektroinstallateur die RAL-RG 678 kennt - nicht nur die DIN 18015-2

Die meisten Menschen denken, dass eine Küche nur dann gut ist, wenn sie schön aussieht. Aber eine Küche ist erst dann wirklich gut, wenn sie funktioniert. Und eine funktionierende Küche hat genug Steckdosen - an den richtigen Stellen - und keine Kabelschlangen auf dem Boden.

Wie viele Steckdosen braucht eine Küche nach DIN 18015-2?

Die DIN 18015-2:2021-10 empfiehlt 8 Steckdosen für Küchen unter 20 m² mit Standardgeräten. Für größere Küchen mit Spülmaschine, Dunstabzug und mehr als 2,4 m Arbeitsfläche werden 13 Steckdosen empfohlen. Diese Zahlen gelten jedoch nur als Mindestanforderung - in der Praxis reichen sie oft nicht aus, besonders mit modernen Geräten.

Wie hoch sollten Steckdosen in der Küche sein?

Über der Arbeitsplatte gehören Steckdosen zwischen 100 cm und 130 cm über dem Boden. Die optimale Höhe ist 115 cm - das ist bequem für das Einstecken von Geräten. Unter der Arbeitsplatte für eingebaute Geräte wie Spülmaschine oder Kühlschrank ist eine Höhe von 20 cm über dem Boden empfohlen. In barrierefreien Wohnungen sind 85 cm und 40 cm vorgeschrieben.

Sind USB-Anschlüsse in der Küche Pflicht?

Nein, USB-Anschlüsse sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aber sie sind heute praktisch unverzichtbar. Die RAL-RG 678 und die nächste DIN-Norm (2025) berücksichtigen sie explizit. Wer keine USB-Anschlüsse plant, muss später Kabel verlegen oder Steckdosenleisten benutzen - das ist unpraktisch und unsicher.

Darf man Steckdosen hinter dem Kühlschrank einbauen?

Nein, das ist nicht sinnvoll. Der Kühlschrank ist fest installiert und wird selten bewegt. Wenn die Steckdose dahinter ist, kann man sie nicht erreichen. Außerdem wird die Steckdose durch die Wärme des Kühlschranks belastet - das kann zu Überhitzung führen. Besser: Steckdose an der Seite oder vorne, wo sie zugänglich bleibt.

Wie viele Stromkreise braucht eine Küche?

Für Wohnungen bis 50 m² sind mindestens drei Stromkreise vorgesehen, bis 75 m² vier, bis 100 m² fünf, bis 125 m² sechs und darüber sieben. In der Küche sollten Kühlschrank, Spülmaschine und Herd jeweils eigene Stromkreise haben. Das verhindert Überlastungen und sichert den Betrieb, wenn mehrere Geräte gleichzeitig laufen.

Warum ist die RAL-RG 678 wichtiger als die DIN 18015-2?

Die DIN 18015-2 ist eine technische Empfehlung, die auf Flächen basiert. Die RAL-RG 678 ist eine praktische Ausstattungsrichtlinie, die auf Nutzung und Geräteanzahl abzielt. Sie unterscheidet zwischen Mindest-, Standard- und Komfortausstattung - und berücksichtigt Smart-Home-Geräte, USB-Anschlüsse und zukünftige Entwicklungen. Daher wird sie von Fachleuten als realistischer und zukunftssicherer bewertet.