Großzügiger Umbau im Einfamilienhaus: Wände entfernen und Grundriss verändern - So geht’s richtig

Großzügiger Umbau im Einfamilienhaus: Wände entfernen und Grundriss verändern - So geht’s richtig
20 November 2025 0 Kommentare Ronny Gunnarsson

Stell dir vor, dein Einfamilienhaus aus den 70er-Jahren hat drei kleine Zimmer, enge Flure und eine Küche, die kaum Platz für zwei Menschen bietet. Die Wände sind dicht, das Licht bleibt draußen, und du fühlst dich, als würdest du in einem Labyrinth leben. Das ist kein Einzelfall. Tausende Häuser in Deutschland wurden in der Nachkriegszeit mit kleinen Räumen gebaut - und heute wollen die Besitzer genau das ändern. Wände entfernen und den Grundriss verändern ist keine Modeerscheinung. Es ist eine Notwendigkeit, um Wohnraum effizient, hell und lebenswert zu machen.

Warum Wände entfernen? Nicht nur wegen der Optik

Viele denken, dass das Entfernen von Wänden nur um den offenen Wohnbereich geht - Küche, Esszimmer und Wohnzimmer als eine große Fläche. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der echte Vorteil liegt in der Nutzung. Ein Haus mit drei kleinen Schlafzimmern und einem engen Flur kann mit nur zwei größeren Zimmern und einem offenen Bereich viel besser funktionieren. Die Räume werden nicht nur größer, sie werden auch flexibler. Du kannst den Raum je nach Bedarf nutzen: als Arbeitszimmer, Spielzimmer oder Gästezimmer. Und das Licht - das ist der große Gewinn. Wenn du eine Wand zwischen Wohnzimmer und Küche entfernst, fällt das Tageslicht vom Fenster durch das ganze Haus. Das macht den Raum nicht nur heller, sondern auch wärmer, luftiger, lebendiger.

Tragende Wand oder nicht? Das ist die entscheidende Frage

Nicht jede Wand lässt sich einfach rausreißen. Hier unterscheidet sich die Realität von den Instagram-Bildern. Es gibt zwei Arten von Wänden: tragende und nichttragende. Tragende Wände halten das Dach, die Decken und die oberen Stockwerke. Wenn du eine davon entfernst, ohne sie durch einen Stahlträger oder Betonbalken zu ersetzen, riskierst du eine strukturelle Katastrophe. Das ist kein theoretisches Risiko. In Lüneburg, wo viele Häuser aus den 60er- und 70er-Jahren stehen, gab es 2023 drei dokumentierte Fälle, bei denen unsachgemäße Wandentfernungen zu Rissen in Decken und Wandverkleidungen führten. Die Lösung? Ein Statiker. Er prüft, ob eine Wand tragend ist, und berechnet, welcher Ersatz nötig ist. Ein einfacher Wanddurchbruch für eine Tür kostet etwa 175 €. Aber wenn du eine ganze tragende Wand entfernen willst, liegt der Preis für den statischen Ersatz oft zwischen 5.000 € und 12.000 € - je nach Länge und Last. Das ist kein Kleinbetrag, aber es ist der Preis für Sicherheit.

Kosten: Was du wirklich zahlen musst

Die Kosten für einen großzügigen Umbau variieren stark. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus von 120 Quadratmetern kostet zwischen 48.000 € und 78.000 €, wenn du alle Wände neu anordnest, die Elektrik erneuerst und die Fußböden austauschst. Das sind 400 bis 650 € pro Quadratmeter. Aber das ist nur die Basis. Wenn dein Haus aus den 50er-Jahren stammt, könnte Asbest in den Dämmungen oder Bleirohre in der Wasserversorgung sein. Asbestentfernung kostet 30 bis 45 € pro Quadratmeter, Bleirohrsanierung etwa 25 € pro Meter Leitung. Diese Kosten tauchen oft erst auf, wenn die Wände abgerissen sind. Deshalb ist eine Bestandsaufnahme vor dem Start unverzichtbar. Eine Umfrage von Finanztip aus 2022 zeigt: 68 % der Hausbesitzer überschreiten ihr Budget - durchschnittlich um 22 %. Warum? Weil sie nicht mit versteckten Schäden gerechnet haben. Wer sparen will, plant früh, lässt den Statiker und einen Bauleiter mit einsteigen - und spart am Ende bis zu 18,5 % der Gesamtkosten.

Abgebrochene tragende Wand mit Stahlträger, Statiker mit Plänen an der Baustelle.

Baugenehmigung: Der bürokratische Weg

Du kannst nicht einfach mit dem Hammer loslegen. In Deutschland ist eine Baugenehmigung für jede strukturelle Veränderung Pflicht. Das gilt auch, wenn du nur eine Wand entfernst. Die Behörde prüft, ob die neue Raumaufteilung den Bauvorschriften entspricht, ob die Statik stimmt und ob die Brandabschnitte noch sicher sind. Die Wartezeit liegt durchschnittlich bei 78 Tagen - das ist mehr als zwei Monate. In manchen Gemeinden dauert es länger, wenn die Unterlagen unvollständig sind. Ein guter Tipp: Lass den Architekten oder den Statiker die Unterlagen einreichen. Die meisten Bauämter bevorzugen professionell aufbereitete Pläne. Wenn du die Genehmigung nicht hast, drohen Bußgelder bis zu 50.000 € und die Pflicht, alles wieder rückgängig zu machen. Das ist kein Risiko, das du eingehen solltest.

Die energetische Chance: Mehr als nur ein Umbau

Ein großer Umbau ist auch die perfekte Gelegenheit, dein Haus energieeffizient zu machen. Die Bundesregierung fördert das seit 2024 besonders stark. Wenn du gleichzeitig die Dämmung erneuerst, die Fenster austauschst oder eine neue Heizung einbaust, bekommst du bis zu 25 % der Kosten als Zuschuss über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Das ist kein kleiner Betrag. Bei einem Umbau mit 60.000 € Investition kannst du bis zu 15.000 € zurückbekommen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sagt klar: Wer einen Grundriss umbaut, sollte immer auch die Energiebilanz verbessern. Denn wenn du die Wände rausnimmst, hast du auch die Chance, die Dämmung zwischen den Außenwänden zu optimieren - etwas, das sonst nur mit großem Aufwand möglich wäre. Ein Haus, das 2025 modernisiert wird, muss den neuen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprechen. Das ist kein Hindernis - es ist ein Vorteil.

Wie du den richtigen Partner findest

Nicht jeder Handwerker kann einen großzügigen Umbau. Du brauchst jemanden, der mit Statik, Baurecht und Energieeffizienz umgehen kann. Die beste Strategie: Suche nach einem Architekten mit Bauleitung oder einem spezialisierten Bauunternehmen. Laut Stiftung Warentest solltest du mindestens fünf Angebote einholen. Achte darauf, dass der Anbieter Erfahrung mit alten Häusern hat. Ein Unternehmen, das nur Neubauten macht, kennt die Probleme mit veralteten Leitungen, feuchten Mauern oder ungleichmäßigen Bodenplatten nicht. Frag nach Referenzen - besonders nach Projekten in Häusern aus den 60er- und 70er-Jahren. Ein guter Bauleiter koordiniert die Handwerker, hält den Zeitplan ein und verhindert, dass du doppelt arbeiten musst. Ein Hausbesitzer aus Hannover erzählte mir: "Wir haben erst den Elektriker rufen lassen, dann den Fliesenleger - und dann merkten wir, dass die Wand, die wir entfernen wollten, noch eine alte Heizungsleitung trug. Die war versteckt. Zwei Wochen Verzögerung, 3.000 € mehr. Wenn wir einen Bauleiter gehabt hätten, hätten wir das vorher gewusst." Lichtdurchfluteter offener Wohnbereich mit Familie in warmem Abendlicht.

Die Realität: Was wirklich passiert, wenn du anfängst

Die meisten Hausbesitzer unterschätzen den Lärm, den Staub und die Zeit. Ein Umbau dauert zwischen drei und sechs Monaten. In dieser Zeit lebst du in einer Baustelle. Die Küche ist weg, das Bad ist nicht nutzbar, der Boden ist aufgerissen. Du brauchst einen Plan B: Ein Container auf dem Grundstück für Werkzeuge, eine temporäre Küche im Wohnzimmer, ein Zimmer als Schlafraum, das nicht betroffen ist. Viele Familien ziehen für die Dauer des Umbaus zu Verwandten. Das ist kein Luxus - das ist praktisch. Und vergiss nicht: Dokumentiere alles. Mach Fotos von allen Leitungen, Rohren und Kabeln, bevor du anfängst. Später, wenn du die neue Elektrik oder Heizung einbaust, weißt du, wo was war. Das spart Zeit, Geld und Nerven.

Was kommt nach dem Umbau?

Nachdem die Wände weg sind, die neuen Fenster sitzen und die Fußböden verlegt sind, kommt der größte Moment: Du betrittst dein Haus neu. Die Luft fühlt sich anders an. Das Licht fließt durch den Raum. Du kannst von der Küche aus mit deinen Kindern sprechen, während sie im Wohnzimmer spielen. Dein Haus hat sich verändert - nicht nur strukturell, sondern auch emotional. Es fühlt sich größer, offener, moderner an. Ein Nutzer auf Reddit schrieb: "Nachdem wir die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer entfernt haben, fühlt sich unser 120 m² Haus plötzlich 30 % größer an." Das ist kein Wunder - das ist Design. Du hast den Raum neu gedacht. Und das ist der wahre Wert eines großzügigen Umbaus: Du baust nicht nur Wände um - du baust dein Leben neu.

Was du jetzt tun solltest

Wenn du denkst, ein Umbau könnte für dich passen, fang nicht mit dem Hammer an. Fang mit drei Schritten an:

  1. Bestelle eine kostenlose Bestandsaufnahme von einem Statiker - er prüft, welche Wände tragend sind.
  2. Prüfe, ob deine Gemeinde Fördergelder für energetische Sanierungen anbietet - die BEG-Zuschüsse sind oft besser als du denkst.
  3. Finde mindestens drei Architekten oder Bauunternehmen mit Erfahrung in alten Häusern und lass dir Angebote machen - nicht nur für die Arbeit, sondern auch für die Planungszeit.

Ein großer Umbau ist keine schnelle Renovierung. Es ist eine Investition in deine Lebensqualität. Und wenn du sie richtig machst, bleibt sie dir ein Leben lang.

Kann ich eine tragende Wand einfach entfernen, wenn ich einen Stahlträger einbaue?

Nein, du kannst nicht einfach einen Stahlträger einbauen und glauben, das reicht. Die Statik muss von einem zertifizierten Statiker berechnet werden. Er prüft, wie viel Last die Wand trägt, wo der Träger platziert werden muss, welche Fundamente er braucht und ob die Decken und Wände die Last aufnehmen können. Ein falsch dimensionierter Träger kann zu Rissen, Senkungen oder sogar Einstürzen führen. Der Einbau ist nur der zweite Schritt - der erste ist die Berechnung.

Wie lange dauert eine Baugenehmigung für einen Grundrissumbau?

In der Regel dauert es zwischen 60 und 90 Tagen, je nach Gemeinde und Komplexität des Projekts. In ländlichen Gebieten kann es schneller gehen, in Großstädten mit hohem Baubedarf oft länger. Wenn die Unterlagen unvollständig sind - etwa fehlende Statikpläne oder unklare Maße - wird die Behörde das Verfahren stoppen und um Ergänzungen bitten. Das kann weitere vier bis acht Wochen kosten. Plan immer mindestens drei Monate für die Genehmigung ein.

Wie viel kostet das Entfernen einer nichttragenden Wand?

Das Entfernen einer nichttragenden Wand kostet etwa 50 € pro Quadratmeter. Dazu gehören Abbruch, Entsorgung des Mauerwerks und Reinigung. Wenn du die Wand durch eine neue ersetzen willst - etwa um einen Raum abzugrenzen - liegen die Kosten für den Neubau bei 55 € pro Quadratmeter. Das ist günstiger, als viele denken. Aber vergiss nicht: Wenn du die Wand entfernst, musst du auch die Elektrik, Heizung oder Lüftung umverlegen. Das kann die Gesamtkosten um 1.000 bis 3.000 € erhöhen.

Kann ich einen Umbau selbst machen, um Geld zu sparen?

Du kannst Teile wie Tapezieren, Estrich verlegen oder Malerarbeiten selbst machen. Aber strukturelle Arbeiten - wie das Entfernen von Wänden, das Einbringen von Trägern oder das Umverlegen von Leitungen - darfst du nur als Fachmann ausführen. Wer das ohne Genehmigung macht, riskiert nicht nur Strafen, sondern auch die Haftpflichtversicherung. Wenn später ein Schaden entsteht, zahlt die Versicherung nicht. Und: Du verlierst den Anspruch auf Fördergelder. Sparen lohnt sich nur, wenn du die richtigen Dinge selbst machst.

Wann ist ein Umbau nicht sinnvoll?

Ein Umbau ist nicht sinnvoll, wenn das Haus stark sanierungsbedürftig ist - etwa bei massivem Schimmel, feuchten Fundamenten oder einem maroden Dach. In diesen Fällen ist eine komplette Sanierung oder sogar ein Neubau günstiger. Auch wenn du das Haus in den nächsten fünf Jahren verkaufen willst, lohnt sich ein großer Umbau oft nicht. Die Mehrwertsteigerung durch einen offenen Grundriss ist groß, aber nicht immer deckt sie die Kosten ab. Prüfe vorher den Wert deines Hauses und vergleiche mit ähnlichen Immobilien in deiner Gegend.