Gasanschluss prüfen: So sichern Sie Kapazität, Druck und Sicherheit bei der Heizungsmodernisierung
Beim Austausch Ihrer Heizung oder bei einer kompletten Heizungsmodernisierung ist der Gasanschluss kein Nebenschauplatz - er ist der kritischste Punkt. Ein falsch installierter oder ungeprüfter Gasanschluss kann zu Leckagen, Explosionen oder langfristigen Schäden an Ihrer Immobilie führen. In Österreich und Deutschland gelten strenge Regeln, die nicht ignoriert werden dürfen. Die Prüfung von Gasanschlüssen ist kein DIY-Projekt, aber als Hausbesitzer sollten Sie genau wissen, was passiert, warum es wichtig ist und worauf Sie achten müssen.
Warum Sie einen Gasanschluss nie einfach anschließen dürfen
Viele denken, dass ein Gasanschluss wie ein Wasserhahn ist: Drehen, anschließen, loslegen. Aber Gas ist anders. Es ist unsichtbar, leicht entzündlich und bei Leckagen explosiv. Die Technischen Regeln für Gasinstallationen (TRGI 2008) schreiben vor, dass jede neue Gasleitung zwei Prüfungen durchlaufen muss: eine Belastungsprüfung und eine Dichtheitsprüfung. Diese Regeln existieren nicht, um Bürokratie zu erzeugen - sie retten Leben. Seit ihrer Einführung 2008 sank die Zahl der Gasunfälle in Deutschland um 78 %. Das ist keine Zahl, das ist eine Lebensbilanz.Was genau wird bei der Prüfung geprüft?
Es gibt zwei Haupttests, die nacheinander durchgeführt werden. Beide sind unverzichtbar.- Belastungsprüfung: Hier wird die Leitung mit Luft oder Inertgas auf mindestens 1 Bar Druck gebracht - das ist zehnmal höher als der normale Betriebsdruck von 20-50 mbar. Der Druck muss mindestens 10 Minuten stabil bleiben. Wenn er fällt, gibt es eine Undichtigkeit. Diese Prüfung findet meist vor dem Verputzen statt, damit Sie die Leitungen sehen und reparieren können.
- Dichtheitsprüfung: Danach wird der Druck auf den normalen Betriebsdruck von maximal 50 mbar reduziert. Jetzt wird geprüft, ob die Leitung unter realen Bedingungen dicht bleibt. Hier werden auch Gaszähler, Ventile und Anschlüsse mit einbezogen. Nur mit diesem Test wird sichergestellt, dass alles im Alltag sicher funktioniert.
Als Prüfmedium darf niemals Erdgas verwendet werden. Das wäre lebensgefährlich. Nur Luft oder Inertgase wie Stickstoff sind erlaubt. Die Messgeräte müssen eine Genauigkeit von mindestens 0,1 mbar haben - sonst erkennen Sie kleine Lecks nicht.
Was passiert, wenn die Prüfung nicht richtig gemacht wird?
Ein falscher oder unvollständiger Test hat oft fatale Folgen. In 12,3 % der Fälle, in denen Leitungen nachträglich verputzt wurden, blieben Undichtigkeiten unentdeckt - und wurden erst Wochen später durch Geruch oder einen Gasalarm bemerkt. Ein Nutzer auf Forumhaus.de berichtete, dass seine Leitung nach einer „erfolgreichen“ Prüfung drei Wochen später gasleitete - weil die Schweißnaht verdeckt war und nicht geprüft werden konnte.Temperaturschwankungen sind ein weiterer Fallstrick. Wenn die Leitung in der Sonne liegt oder in einem kalten Keller steht, kann sich der Druck innerhalb von Minuten um bis zu 5 mbar ändern - und das sieht aus wie ein Leck. Erfahrene Installateure prüfen daher nur bei konstanten Raumtemperaturen zwischen 15 und 25 °C. Auch der sogenannte „Minimessschluss“ wird oft genutzt: Dabei bleibt die Gaszufuhr kurzzeitig aktiv, um den Druck stabil zu halten und unnötiges Auf- und Abbauen zu vermeiden.
Wer darf den Gasanschluss prüfen?
Nur zertifizierte Gasinstallateure mit DVGW- oder BGETEM-Zulassung dürfen die offizielle Prüfung durchführen. Das ist kein Handwerker, der Ihnen „mal schnell“ helfen will. Es muss ein Fachmann sein, der über die richtigen Messgeräte, die Ausbildung und die gesetzliche Berechtigung verfügt. In Deutschland gibt es rund 897 offiziell zugelassene Prüfinstanzen, die jährlich über 1,2 Millionen Prüfungen durchführen. In Salzburg und ganz Österreich gelten ähnliche Regeln - die Prüfung erfolgt nach österreichischen Normen, aber die Grundlagen sind international gleich.Ein zertifizierter Installateur bringt nicht nur das Gerät mit - er bringt Erfahrung. Er weiß, wo Leitungen oft undicht werden: an Schraubverbindungen, an Kupplungen, an alten Rohrverbindungen, die nicht mehr den heutigen Standards entsprechen. Er kennt die typischen Fehler, die bei Neubauten passieren - und die, die bei Sanierungen übersehen werden.
Was Sie als Hausbesitzer tun können
Sie müssen nicht prüfen - aber Sie können beobachten und nachfragen.- Stellen Sie sicher, dass die Leitungen vor dem Verputzen sichtbar sind. Wenn der Installateur sagt, er könne die Prüfung erst nach dem Putzen machen, ist das ein Warnsignal.
- Fragen Sie nach der Prüfbescheinigung nach DIN 14382. Diese müssen Sie erhalten - und sie muss mindestens 10 Jahre aufbewahrt werden.
- Prüfen Sie selbst, ob die freiliegenden Leitungen gerade verlegt sind, keine Durchhänger haben und nicht korrodiert aussehen.
- Verlangen Sie eine Dokumentation: Wann wurde geprüft? Welcher Druck wurde verwendet? Welche Messgeräte? Wer hat unterschrieben?
Einige Netzbetreiber wie Vattenfall bieten sogar jährliche „Hauschauen“ an - das ist keine Prüfung im technischen Sinne, aber ein guter Check, ob etwas offensichtlich schief läuft. Schauen Sie sich die Leitungen im Keller oder in der Hauswand an: Sind sie festgemacht? Gibt es Rost? Riecht es nach faulen Eiern? Dann sofort den Notdienst rufen.
Die Zukunft: Wasserstoff und digitale Prüfungen
Ab 2025 soll bis zu 20 % Wasserstoff ins bestehende Gasnetz eingespeist werden. Das verändert die Prüfregeln. Wasserstoff hat andere physikalische Eigenschaften - er ist leichter, fließt schneller und kann durch kleinere Öffnungen entweichen. Die Prüfdrücke werden sich anpassen: Statt 1 Bar könnte es künftig bis zu 16 Bar sein. Die TRGI wird überarbeitet - und die nächste Version wird digitale Messgeräte und automatische Dokumentation verlangen.Heute nutzen bereits 37,5 % der Prüfinstanzen digitale Systeme, die die Daten automatisch speichern und an die Behörden senden. Das ist kein Luxus - das ist die Zukunft. Denn eine manuell geschriebene Prüfbescheinigung ist anfällig für Fehler. Eine digitale Aufzeichnung mit Zeitstempel, Druckkurve und Ort ist unanfechtbar.
Was Sie nicht tun dürfen
- Niemals selbst Gasdruckprüfungen durchführen - auch nicht mit einem Manometer aus dem Baumarkt.
- Niemals eine Leitung verputzen, bevor die Belastungsprüfung abgeschlossen ist.
- Niemals eine Prüfung akzeptieren, die nur die Dichtheit prüft, aber nicht die Belastung.
- Niemals eine Prüfbescheinigung ignorieren, auch wenn der Installateur sagt, „das ist nur Formsache“.
Ein Gasanschluss ist kein Teil, das man „einfach mal“ austauscht. Er ist das Herzstück Ihrer Heizung - und wenn er versagt, ist die ganze Anlage gefährdet. Die Regeln existieren nicht, um Ihnen das Leben schwer zu machen. Sie existieren, damit Sie und Ihre Familie sicher sind.
Kann ich die Gasprüfung selbst durchführen?
Nein. Nur zertifizierte Gasinstallateure mit offizieller Berechtigung dürfen Gasdruckprüfungen durchführen. Selbst mit Messgeräten aus dem Baumarkt dürfen Sie keine offizielle Prüfung durchführen. Das ist nicht nur illegal - es ist lebensgefährlich. Die Prüfung muss nach TRGI 2008 und den DVGW-Richtlinien erfolgen, mit speziellen Geräten und Dokumentation.
Was kostet eine Gasanschlussprüfung?
Die Kosten liegen zwischen 150 und 350 Euro, je nach Aufwand und Region. In Salzburg oder Wien sind die Preise oft etwas höher als in ländlichen Gebieten. Der Preis beinhaltet die Belastungsprüfung, die Dichtheitsprüfung, die Dokumentation und die Ausstellung der Prüfbescheinigung. Vergleichen Sie Angebote - aber wählen Sie nicht den billigsten, sondern den zertifizierten Fachmann.
Wann muss der Gasanschluss geprüft werden?
Bei jedem Neubau, jeder Erweiterung oder jeder Umstellung der Heizungsanlage. Auch wenn Sie nur den Kessel austauschen, aber die Gasleitung neu verlegen, ist eine Prüfung Pflicht. Bei reinem Austausch des Kessels ohne Leitungsänderung ist keine neue Prüfung nötig - aber die bestehende Prüfbescheinigung muss gültig sein.
Was passiert, wenn ich die Prüfung nicht mache?
Der Gaslieferant weigert sich, Gas einzulassen. Ohne gültige Prüfbescheinigung bleibt Ihr Kessel ohne Gas. Außerdem verletzen Sie das Energiewirtschaftsgesetz und machen Ihre Hausratversicherung ungültig - bei einem Schaden zahlt die Versicherung nicht. In schweren Fällen drohen Bußgelder bis zu 50.000 Euro.
Wie lange dauert eine Gasanschlussprüfung?
Eine komplette Prüfung mit Belastungs- und Dichtheitsprüfung dauert in der Regel 45 bis 60 Minuten. Bei einfachen Anlagen ohne viele Verbindungen kann es auch schneller gehen. Wenn die Leitungen verputzt sind oder schwer zugänglich, dauert es länger - und die Aussagekraft der Prüfung sinkt. Deshalb: Prüfen Sie vor dem Verputzen!
Klaus Kasparbauer
November 24, 2025 AT 03:03