Warmwasserzirkulation einrichten: So sparen Sie Wasser und Energie
Stellen Sie sich vor: Sie drehen den Hahn auf - und sofort fließt warmes Wasser. Kein Warten, kein kaltes Wasser, das abläuft, bis es endlich warm wird. Das ist der Komfort, den eine Warmwasserzirkulation bietet. Doch viele Hausbesitzer unterschätzen, wie viel Wasser und Energie sie dabei sparen können. In einem durchschnittlichen Haushalt verschwinden bis zu 5 Liter kaltes Wasser pro Dusche oder Händewaschen - das sind über 15.000 Liter pro Jahr. Eine richtig installierte Zirkulation verhindert das. Und das nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, wenn es um Hygiene und Effizienz geht.
Wie funktioniert eine Warmwasserzirkulation?
Ein normales Warmwassersystem leitet heißes Wasser vom Speicher durch die Leitungen zu den Zapfstellen - Bad, Küche, Waschbecken. Ohne Zirkulation bleibt das Wasser in den Leitungen abkühlen. Jedes Mal, wenn Sie den Hahn aufdrehen, fließt erst kaltes Wasser, bis das heiße aus dem Speicher nachkommt. Die Zirkulationsleitung löst dieses Problem. Sie ist eine zweite Leitung, die parallel zur Warmwasserleitung verläuft und vom letzten Zapfpunkt zurück zum Warmwasserboiler führt. Eine kleine Pumpe sorgt dafür, dass das Wasser kontinuierlich in diesem Kreislauf fließt. So bleibt das Wasser in den Leitungen immer warm - und sofort verfügbar.
Diese Technik folgt strengen deutschen Normen: DIN 1988 und das DVGW-Arbeitsblatt W 553. Diese Vorgaben legen fest, wie die Leitungen dimensioniert, wie die Pumpe dimensioniert und wie die Temperaturen gehalten werden müssen. Seit 2020 sind diese Regeln verbindlich für alle Neuanlagen. Wer sie ignoriert, riskiert nicht nur ineffiziente Systeme, sondern auch gesundheitliche Gefahren.
Warum 55°C nicht unterschreiten?
Die Temperatur in der Zirkulationsleitung muss mindestens 55°C betragen. Das ist kein willkürlicher Wert. Bakterien wie Legionellen vermehren sich besonders gut zwischen 25°C und 45°C. In kalten Leitungen können sie sich ansiedeln - und bei der Dusche in die Luft gelangen. Das kann schwere Lungenentzündungen auslösen. Die 55°C sorgen dafür, dass diese Bakterien abgetötet werden. Die Temperatur wird meist im Warmwasserspeicher eingestellt. Dort wird das Wasser auf 60°C erhitzt, dann fließt es durch ein thermisches Mischventil, das es auf 55-58°C abkühlt, bevor es in die Zirkulationsleitung gelangt. So bleibt das Wasser hygienisch sicher, ohne dass es an den Zapfstellen zu heiß ist.
Einige moderne Systeme wie der Miller Zirkulationsregler oder das AFRISO WZS 100/75 integrieren diese Mischventile direkt in die Zirkulationsleitung. Sie regulieren die Temperatur automatisch und verhindern, dass zu viel Energie verbraucht wird, um das Wasser über 60°C zu halten.
Die richtige Pumpe macht den Unterschied
Nicht jede Pumpe ist gleich. Alte Modelle laufen rund um die Uhr - und verbrauchen dabei unnötig Strom. Moderne Pumpen wie die Grundfos Alpha3 oder die WILO ECO-Serie erkennen, wann Wasser benötigt wird. Sie starten nur, wenn jemand den Hahn aufdreht - oder wenn ein Bewegungssensor in der Nähe aktiviert wird. Das reduziert den Energieverbrauch um bis zu 80% im Vergleich zu alten Kontinuierlichbetrieben.
Ein weiterer Vorteil: Diese Pumpen lassen sich mit der Heizungssteuerung verknüpfen. Sie fahren nachts automatisch runter - oder wenn alle Bewohner im Haus sind. Das spart bis zu 10% Energie. Wer eine Solarthermie-Anlage oder eine Wärmepumpe hat, profitiert besonders: Die Pumpe läuft dann nur, wenn genug Wärme verfügbar ist.
Installation: Wo und wie?
Die beste Zirkulation nützt nichts, wenn sie falsch installiert ist. Hier sind die wichtigsten Regeln:
- Die Zirkulationsleitung beginnt am entferntesten Zapfpunkt - meist am Waschbecken im zweiten Stock. Nur so wird sichergestellt, dass auch das letzte Wasser warm bleibt.
- Die Pumpe steht in der Rücklaufleitung - also zwischen dem letzten Zapfpunkt und dem Warmwasserspeicher. Sie saugt das abgekühlte Wasser zurück und drückt es wieder in die Heizung.
- Drosselventile regulieren den Fluss - besonders in größeren Häusern mit mehreren Stockwerken. Jeder Steigstrang braucht ein Ventil, das den Wasserfluss genau einstellt. Sonst fließt das Wasser nur in den nahen Leitungen - und die entfernten bleiben kalt.
- Die Leitungen müssen gut isoliert sein - mindestens 20 mm Dämmung, besser 30 mm. Unzureichende Isolierung führt zu Wärmeverlusten von bis zu 25%. Das heißt: Sie zahlen mehr für Energie, obwohl das System eigentlich sparen soll.
- Entlüften ist Pflicht - Luft in den Leitungen blockiert den Wasserfluss. Nach der Installation muss das System manuell entlüftet werden, sonst funktioniert die Zirkulation nicht.
Bei der Installation des Miller-Zirkulationsreglers müssen Sie genau aufpassen: Die beiden Anschlussrohre der Mischbatterie müssen um etwa 36 mm gekürzt werden. Danach kommen T-Stücke zwischen Eckventil und Mischbatterie. Der Flexschlauch darf keinen Biegeradius unter 27 mm haben - sonst reißt er. Und immer Flachdichtungen verwenden. Zu fest angezogene Muttern können die Dichtungen beschädigen - und später lecken.
Was kostet das?
Die Kosten für eine Warmwasserzirkulation liegen zwischen 800 und 2.500 Euro - je nach Hausgröße und Systemkomplexität. Eine einfache Nachrüstung mit einer intelligenten Pumpe und einem Regler am entferntesten Hahn kostet etwa 800-1.200 Euro. Eine komplette Neuinstallation mit neuen Leitungen, Ventilen und einer hochwertigen Pumpe kann bis zu 2.500 Euro kosten.
Doch die Investition rechnet sich. Ein durchschnittlicher Haushalt spart pro Jahr 15.000 Liter Wasser - das sind etwa 30-40 Euro an Wasserrechnung. Dazu kommen Energieeinsparungen: Eine moderne Pumpe verbraucht nur 5-10 Watt im Betrieb. Das sind weniger als ein LED-Licht. Bei einer jährlichen Laufzeit von 2.000 Stunden (also fast rund um die Uhr) kostet das nur 2-4 Euro Strom. Verglichen mit den 150-200 Euro, die ein altes System ohne Zirkulation durch verlorene Wärme und unnötiges Aufheizen kostet, ist der Gewinn deutlich.
Die staatliche Förderung macht es noch attraktiver. Mit dem Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Sie bis zu 30% der Kosten erstattet bekommen - wenn Sie eine intelligente Pumpe und eine gute Isolierung einbauen lassen.
Was ist der Unterschied zu Point-of-Use-Lösungen?
Manche Hausbesitzer denken: Warum nicht einfach einen kleinen Durchlauferhitzer unter der Spüle installieren? Das ist eine Point-of-Use-Lösung. Sie heizt das Wasser direkt an der Zapfstelle - kein langer Weg, kein Verlust. Aber: Das funktioniert nur für eine Stelle. In einem Haus mit drei Bädern und einer Küche brauchen Sie drei solcher Geräte. Und jedes braucht eine eigene Stromleitung. Das ist teurer, komplizierter und weniger sicher als eine zentrale Zirkulation.
Zudem: Point-of-Use-Lösungen sind nicht hygienisch. Sie heizen nur, wenn Wasser fließt - aber die Leitung zwischen dem Gerät und dem Hahn bleibt kalt. Da können sich Bakterien ansiedeln. Eine zentrale Zirkulation hält das gesamte System warm - und hygienisch.
Was passiert, wenn man es falsch macht?
Ein häufiger Fehler: Die Zirkulationspumpe steht an der falschen Stelle - etwa direkt am Boiler. Dann fließt das Wasser nur in den kurzen Leitungen. Die entfernten Zapfstellen bleiben kalt. Das System wirkt, als wäre es installiert - aber es funktioniert nicht.
Ein anderer Fehler: Die Leitungen sind nicht isoliert. Die Wärme entweicht - und die Pumpe muss doppelt so oft laufen, um die Temperatur zu halten. Das kostet Energie und Geld.
Und dann ist da noch die falsche Temperatur. Wer die Zirkulation auf 45°C einstellt, um Energie zu sparen, setzt die Familie einem gesundheitlichen Risiko aus. Legionellen sind kein theoretisches Problem - sie sind in Deutschland jedes Jahr für mehrere hundert Krankheitsfälle verantwortlich.
Experten empfehlen: Lassen Sie die Installation von einem Fachmann machen. Wer die DIN-Normen nicht kennt, baut ein System, das teuer, ineffizient und gefährlich ist. Ein guter Installateur prüft die Leitungen, berechnet den nötigen Durchfluss, wählt die richtige Pumpe und stellt die Ventile ein. Das ist kein DIY-Projekt - es ist eine technische Anlage, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basiert.
Die Zukunft: Intelligente Zirkulation
Die nächsten Generationen von Zirkulationssystemen lernen. Sie erkennen, wann jemand duscht, wann die Küche genutzt wird, wann das Haus leer ist. Mit KI und Smart-Home-Integration passen sie die Zirkulation an die tatsächliche Nutzung an - nicht an einen festen Zeitplan. Eine Studie von ift Rosenheim (2023) zeigt: Solche Systeme können den Energieverbrauch um 30-40% senken im Vergleich zu herkömmlichen Zeitschaltungen.
Auch die Gesetze werden strenger. Ab 2025 müssen alle neuen Zirkulationspumpen einen Mindestwirkungsgrad von 70% erreichen - das ist die europäische Ökodesign-Richtlinie. Hersteller wie Grundfos und WILO haben bereits entsprechende Modelle auf dem Markt. Wer jetzt neu installiert, sollte diese Standards von Anfang an einhalten. Es ist nicht nur umweltfreundlich - es ist die Zukunft.
Die Warmwasserzirkulation ist kein Luxus - sie ist eine vernünftige, hygienische und wirtschaftliche Lösung. Wer heute ein Haus baut oder sanieren lässt, sollte sie nicht auslassen. Es ist nicht nur Komfort. Es ist Verantwortung - gegenüber dem Wasser, der Umwelt und der Gesundheit der Bewohner.
Muss ich eine Warmwasserzirkulation in meinem Haus einbauen?
Nein, in bestehenden Häusern ist es nicht gesetzlich vorgeschrieben - aber in Neubauten seit 2020 schon. Dennoch lohnt es sich fast immer. Ohne Zirkulation verschwenden Sie jährlich bis zu 15.000 Liter Wasser und zahlen unnötig für Energie. Die Investition amortisiert sich in 3-5 Jahren - und verbessert den Komfort erheblich.
Kann ich eine Warmwasserzirkulation selbst einbauen?
Technisch möglich - aber nicht ratsam. Die Installation muss den DIN 1988 und DVGW W 553 entsprechen. Falsche Ventilstellung, unzureichende Isolierung oder eine falsch platzierte Pumpe führen zu ineffizienten Systemen, hohen Energiekosten oder sogar gesundheitlichen Risiken durch Legionellen. Ein Fachmann kennt die genauen Anforderungen und prüft das System nach der Installation. Das ist kein DIY-Projekt.
Wie oft muss die Zirkulationspumpe gewartet werden?
Moderne Pumpen wie die Grundfos Alpha3 oder WILO ECO sind nahezu wartungsfrei. Dennoch sollten Sie alle 2-3 Jahre prüfen, ob die Leitungen noch gut isoliert sind, ob die Ventile richtig eingestellt sind und ob die Temperatur in der Zirkulationsleitung bei 55-58°C liegt. Ein Fachmann kann das mit einem Thermometer und einem Durchflussmesser überprüfen.
Was passiert, wenn die Pumpe ausfällt?
Das Warmwasser kommt dann wieder mit Verzögerung - wie vor der Installation. Sie verlieren den Komfort und beginnen wieder, Wasser zu verschwenden. Die Hygiene ist nicht gefährdet, solange der Speicher auf 60°C gehalten wird. Die Pumpe selbst ist kein Sicherheitsgerät - sie dient nur der Effizienz. Ein Ausfall ist ärgerlich, aber nicht gefährlich.
Lohnt sich die Zirkulation in einer Wohnung?
Ja - besonders in Mehrfamilienhäusern mit langen Leitungen. In einem Haus mit drei Stockwerken kann die Wartezeit bis zu 90 Sekunden betragen. Eine Zirkulation reduziert das auf 2-3 Sekunden. Die Einsparungen an Wasser und Energie sind hier oft höher als in Einfamilienhäusern, weil mehr Menschen das System nutzen. Viele Hausverwaltungen rüsten deshalb nach - besonders wenn die Heizkosten auf die Mieter umgelegt werden.
Stephan Reinhard
November 7, 2025 AT 04:13Wieso immer noch auf 55°C? Das ist doch total übertrieben. Ich hab meine Zirkulation auf 48°C und seit drei Jahren kein Problem. Die Gesundheitsbehörden übertreiben das mit den Legionellen. Wer nicht jeden Tag duscht, braucht keine Desinfektionsanlage im Bad.