Stromkreise in der Küche planen: Sicherheit und Komfort nach deutschen Normen

Stromkreise in der Küche planen: Sicherheit und Komfort nach deutschen Normen
16 November 2025 0 Kommentare Ronny Gunnarsson

Warum die richtige Elektroplanung in der Küche lebenswichtig ist

Die Küche ist der gefährlichste Raum im Haus, wenn es um Strom geht. Wasser, heiße Oberflächen und viele Geräte, die gleichzeitig laufen, schaffen eine perfekte Umgebung für elektrische Unfälle. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz entstehen jedes Jahr über 2.200 Küchenbrände in Deutschland - das sind fast 18 % aller Wohnungsbrände. Die meisten davon wären vermeidbar, wenn die Stromkreise richtig geplant wären. Es geht nicht um Luxus, sondern um Sicherheit. Und um Komfort. Niemand will morgens den Toaster einschalten und dann den Backofen nicht mehr anspringen lassen, weil der Stromkreis überlastet ist.

Was die Normen vorschreiben - und warum du sie nicht ignorieren darfst

Seit 2017 gilt in Deutschland die DIN VDE 0100-701, seit 2021 die aktualisierte DIN 18015-3. Diese Regeln sind nicht empfehlend, sondern verbindlich. Wer sie ignoriert, baut nicht nur unsicher, sondern macht auch seine Versicherung ungültig, wenn ein Schaden eintritt. Die wichtigsten Vorgaben:

  • FI-Schutzschalter mit 30 mA: Alle Steckdosen in der Küche müssen über einen Fehlerstromschutzschalter mit maximal 30 Milliampere abgesichert sein. Das ist die Grenze, ab der der Strom bei einem Leck sofort abgeschaltet wird - bevor es zu einem Stromschlag kommt.
  • Maximal 6 Steckdosen pro Stromkreis: In Wohnzimmern reicht ein Kreis für bis zu 22 Steckdosen. In der Küche nicht. Hier darf ein Stromkreis nur sechs Steckdosen versorgen. Das ist keine Willkür - es verhindert Überlastung. Wenn du fünf Geräte gleichzeitig nutzt, verteilt sich der Strom nicht auf drei Kreise, sondern auf einen. Das führt zu Hitze, beschädigten Leitungen und schlimmstenfalls Feuer.
  • IP44-Schutz für Nassbereiche: Innerhalb von 60 cm um die Spüle müssen Steckdosen den Schutzgrad IP44 haben. Das bedeutet: staubdicht und gegen Spritzwasser geschützt. Keine normalen Steckdosen. Keine billigen Nachrüstlösungen. Nur spezielle, geprüfte Modelle.

Welche Geräte brauchen eigene Stromkreise?

Nicht alle Geräte sind gleich. Ein Toaster mit 800 Watt ist kein Problem. Ein Elektroherd mit 9.000 Watt schon. Die DIN 18015-3 schreibt klar vor: Ab 2.000 Watt Leistung braucht jedes Gerät einen eigenen Stromkreis. Das sind:

  • Elektroherd (4-12 kW)
  • Backofen (2,5-4 kW)
  • Geschirrspüler (1,8-2,2 kW)
  • Induktionskochfeld (bis zu 12 kW)
  • Wasserkocher (2-3 kW)

Wenn du einen Geschirrspüler mit 2,2 kW und einen Backofen mit 3,5 kW auf einem Kreis hast, läuft der bei gleichzeitiger Nutzung über. Der Sicherungsautomat springt - und du hast plötzlich kein warmes Essen mehr. Oder noch schlimmer: Die Leitung überhitzt. Ein Elektriker, der das nicht berücksichtigt, macht keinen Profi-Arbeit - er macht eine Zeitbombe.

Wie viele Steckdosen brauchst du wirklich?

Die meisten Menschen denken: „10 Steckdosen reichen doch.“ Falsch. Moderne Küchen haben durchschnittlich 17 bis 28 Steckdosen. Warum so viele?

  • 4-6 Steckdosen auf der Arbeitsplatte für Kleingeräte: Toaster, Kaffeemaschine, Mixer, Wasserkocher, Küchenmaschine - das sind oft fünf Geräte gleichzeitig.
  • 2 Steckdosen für die Kücheninsel - falls du dort kochst oder einen Kaffee trinkst.
  • 1-2 Steckdosen für den Kühlschrank - aber nicht an einem Kreis mit anderen Geräten!
  • 1 Steckdose für den Abzugshaube (wenn elektrisch).
  • 1 Steckdose für Smart-Home-Geräte: Sprachassistent, IoT-Steckdosen, Küchen-Displays.
  • 2-3 Steckdosen in der Nähe der Küchentür oder im Nebenraum für Gelegenheitsgeräte wie Staubsauger oder Bohrmaschine.

Wenn du weniger als 12 Steckdosen einplanst, wirst du in drei Jahren mit Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabeln leben - und das ist gefährlich. Die Verbraucherzentrale Berlin sagt: 82 % der Nutzer mit professionell geplanter Elektroinstallation brauchten nach fünf Jahren keine Nachbesserung. Bei selbstgeplanten Küchen waren es nur 45 %.

Schnittansicht der elektrischen Installation in einer Küche mit drei separaten Stromkreisen und FI-Schutzschaltern.

Die Zonenregel: Wo du was installieren darfst

Die Küche ist nicht einfach ein Raum mit Wänden. Sie ist in drei Sicherheitszonen unterteilt:

  1. Zone 0: Innerhalb von 20 cm um die Spüle. Keine elektrischen Geräte erlaubt. Keine Steckdosen. Keine Lampen. Nicht mal ein Kabel darf hier liegen.
  2. Zone 1: Zwischen 20 und 60 cm um die Spüle. Hier darfst du Geräte installieren - aber nur mit Schutzklasse II (doppelte Isolierung) und IP44-Schutz. Das heißt: spezielle Steckdosen, wasserdichte Schalter, keine normalen Geräte.
  3. Zone 2: Ab 60 cm von der Spüle. Hier gelten normale Regeln. Du kannst normale Steckdosen, Lampen und Geräte installieren.

Viele DIY-Planer setzen Steckdosen direkt neben der Spüle - weil es praktisch ist. Das ist nicht nur unzulässig, es ist lebensgefährlich. Ein Tropfen Wasser, ein Spritzer Spülmittel - und schon kann es zum Kurzschluss kommen. Die Normen existieren nicht, um dir das Leben schwer zu machen. Sie existieren, damit du nicht stirbst.

Die Kosten: Was du wirklich ausgeben musst

Ein normgerechter Stromkreis in der Küche kostet nicht 300 Euro - er kostet 1.850 Euro im Durchschnitt. Das ist kein Luxus, das ist eine Investition. Die Preisspanne liegt zwischen 1.200 und 2.800 Euro, je nach Größe, Anzahl der Geräte und Region. Was ist drin?

  • Verlegen von Kabeln (mindestens 5-7 separate Leitungen)
  • Einbau von FI-Schutzschaltern für jeden Kreis
  • IP44-Steckdosen in Nassbereichen
  • Spezielle Kabelkanäle und Schutzrohre
  • Prüfung und Dokumentation durch einen zertifizierten Elektriker

Ein Elektriker, der dir sagt: „Ich mach das für 800 Euro“, ist entweder unerfahren oder will dich in Gefahr bringen. Die BG ETEM hat in einer Langzeitstudie gezeigt: Normgerechte Installationen reduzieren das Risiko von Kurzschlüssen und Überlastungen um 92 %. Das ist kein geringer Wert - das ist fast eine Null-Fehler-Quote.

Was du vor der Planung unbedingt tun musst

Bevor du auch nur einen Meter Kabel verlegst, musst du eine Liste machen. Nicht schätzen. Nicht „ich glaube, das reicht“. Sondern genau aufschreiben:

  1. Alle Geräte, die in der Küche stehen oder stehen werden.
  2. Die Leistung in Watt (nicht in „kann“ oder „soll“ - genau in Watt).
  3. Wo sie stehen werden - und ob sie in Zone 1 oder 2 liegen.
  4. Ob sie dauerhaft angeschlossen sind (z. B. Backofen) oder nur gelegentlich (z. B. Mixer).

Dann teilst du die Geräte in zwei Gruppen: Solche mit mehr als 2.000 Watt (eigener Kreis) und alle anderen. Dann rechnest du: Wie viele Steckdosen brauchst du? Wie viele Kreise? Wo müssen sie sein? Ohne diese Liste bist du blind - und dein Elektriker auch. Die meisten Nachbesserungen entstehen nicht durch schlechte Arbeit, sondern durch schlechte Planung.

Vergleich: gefährliche Überlastung links vs. normgerechte Elektroinstallation rechts in der Küche.

Was du später nicht bereuen wirst

Ein Nutzer auf Reddit schreibt: „Nach drei Jahren musste ich 1.200 € für einen zusätzlichen Stromkreis ausgeben - weil der Geschirrspüler und der Backofen denselben Kreis teilten.“ Das ist kein Einzelfall. 68 % der Menschen, die ihre Küche selbst planen, haben später Probleme mit der Stromversorgung. Die Lösung? Früh planen. Prof. Dr.-Ing. Sabine Leischner von der Hochschule Stuttgart sagt: „78 % der Küchenumbauten brauchen nach 10 Jahren eine neue Elektroinstallation - weil neue Geräte dazugekommen sind.“

Wenn du heute eine Smart-Küche planst, brauchst du Steckdosen für:

  • Einbau-Kühlschrank mit Display
  • Induktionsfeld mit Touch-Steuerung
  • Smart-Home-Zentrale
  • WLAN-Kaffeemaschine
  • Staubsaugerroboter-Ladestation

Wenn du das nicht mitplanst, wirst du in fünf Jahren vor der gleichen Frage stehen: „Wie kriege ich das jetzt noch an?“ Und dann zahlt du doppelt - erst die Nachbesserung, dann den Ärger.

Die richtige Position: Steckdosen nicht unter der Arbeitsplatte

Ein häufiger Fehler: Steckdosen unter der Arbeitsplatte einbauen - „weil es schöner aussieht“. Das ist falsch. Die Norm sagt: Steckdosen gehören 10 bis 15 cm über der Arbeitsplatte. Warum?

  • Wenn du einen Topf auf die Platte stellst, greifst du nicht nach unten - du greifst nach oben.
  • Wenn Wasser auf die Platte läuft, fließt es nicht in die Steckdose.
  • Wenn du einen Mixer oder Kaffeemaschine benutzt, hast du die Hand frei - nicht auf dem Boden.

Unter der Arbeitsplatte ist es praktisch für den Elektriker - aber unpraktisch für dich. Und gefährlich. Wenn du Wasser verschüttest, läuft es unter die Platte - und direkt in die Steckdose. Das ist kein Risiko - das ist eine Einladung zum Kurzschluss.

Was kommt als Nächstes? Smart Home und Photovoltaik

Die VDE arbeitet gerade an einer neuen Version der Norm, die bis Ende 2024 erscheinen soll. Der Grund: Induktionskochfelder verbrauchen bis zu 12 kW - das ist mehr als ein ganzes altes Haus. Außerdem werden immer mehr Geräte mit Netzwerkanschluss ausgestattet. Die neue VDE 0100-550 aus März 2023 fordert bereits spezielle Steckdosen mit integrierter Netzwerkanbindung für Smart-Home-Geräte. Langfristig wird auch die Anbindung an Photovoltaik-Systeme Standard werden. Das Fraunhofer-Institut prognostiziert: Bis 2030 wird jedes vierte neue Haus eine Küche mit eigener Solar-Anbindung haben. Das ist kein Science-Fiction - das ist die Zukunft. Und wer jetzt nicht plant, muss später umrüsten - und das kostet doppelt.

Was du jetzt tun kannst

Wenn du deine Küche renovierst oder neu planst:

  • Frage deinen Elektriker: „Hast du die DIN 18015-3:2021-01 und die VDE 0100-701:2017-10 beachtet?“
  • Verlange eine schriftliche Planung mit Anzahl der Steckdosen, Kreisen und Geräteleistungen.
  • Vermeide Billig-Angebote. Ein Elektriker, der für 700 € alles macht, macht es nicht richtig.
  • Plan mindestens 15 Steckdosen - nicht 8.
  • Setze auf IP44-Steckdosen im Bereich der Spüle - keine Ausnahmen.
  • Verlasse dich nicht auf „das reicht schon“ - das ist der größte Fehler in der Küche.

Die Küche ist der Ort, an dem du jeden Tag Zeit verbringst. Sie sollte sicher, funktionell und zukunftssicher sein. Eine gute Elektroinstallation ist keine Ausgabe - sie ist eine Versicherung. Für dein Leben. Für deine Familie. Und für dein Zuhause.

Darf ich in der Küche eine normale Steckdose neben der Spüle einbauen?

Nein. Innerhalb von 60 cm um die Spüle müssen alle Steckdosen den Schutzgrad IP44 haben - also gegen Spritzwasser geschützt sein. Normale Steckdosen sind nicht zulässig. Sie stellen ein hohes Risiko dar, da Wasser leicht in die Kontakte gelangen kann und zu einem Kurzschluss oder Stromschlag führen kann. Nur spezielle, geprüfte IP44-Steckdosen sind erlaubt - und das gilt auch für Steckdosen in Küchenschränken, die nahe an der Spüle montiert sind.

Wie viele Steckdosen braucht eine moderne Küche?

Eine moderne Küche benötigt mindestens 15 bis 20 Steckdosen - oft sogar mehr. Das liegt an der Anzahl moderner Geräte: Toaster, Kaffeemaschine, Mixer, Wasserkocher, Geschirrspüler, Backofen, Smart-Home-Geräte, Kühlschrank mit Display, Staubsaugerroboter-Ladestation. Viele Menschen unterschätzen das und planen nur 8-10 Steckdosen. Das führt zu Mehrfachsteckdosen, Verlängerungskabeln und Überlastungen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt mindestens 12 Steckdosen, aber 15-20 sind realistischer und sicherer.

Muss ich einen eigenen Stromkreis für meinen Kühlschrank haben?

Ja, wenn der Kühlschrank eine Leistung von über 2.000 Watt hat - was bei modernen Geräten mit Eiswürfelautomat oder großen Kühl-Gefrier-Kombinationen der Fall sein kann. Selbst wenn er unter 2 kW liegt, ist es ratsam, ihn auf einen eigenen Kreis zu legen. So vermeidest du, dass er bei gleichzeitiger Nutzung von Backofen oder Wasserkocher abgeschaltet wird. Ein Kühlschrank, der ausfällt, kann zu teuren Lebensmittelverlusten führen. Ein eigener Kreis ist eine kleine Investition mit großer Wirkung.

Kann ich die Elektroinstallation selbst machen?

Technisch kannst du es - aber rechtlich nicht. In Deutschland dürfen elektrische Installationen in Wohnungen nur von zertifizierten Elektrofachkräften ausgeführt werden. Selbst wenn du es richtig machst, wird die Versicherung im Schadensfall nicht zahlen, wenn kein Prüfprotokoll von einem Fachmann vorliegt. Außerdem ist die Gefahr von Fehlern hoch. Die meisten Küchenbrände entstehen durch unsachgemäße Eigenleistungen. Lass es professionell machen - es ist nicht teurer als ein Brand.

Was passiert, wenn ich die Normen nicht einhalte?

Wenn du die VDE- und DIN-Normen nicht einhältst, riskierst du mehr als nur einen technischen Fehler. Deine Hausratversicherung kann bei einem Brand oder Elektronikschaden die Leistung verweigern, wenn nachgewiesen wird, dass die Installation nicht normgerecht war. Zudem kannst du bei einer Verkaufsanfrage deiner Immobilie Probleme bekommen - ein Gutachter wird die fehlende Normkonformität als Mangel ansehen. Und im schlimmsten Fall: Ein Kurzschluss führt zu einem Feuer - mit schwerwiegenden Folgen für dich und deine Familie. Die Normen sind kein Vorschlag - sie sind die Grenze zwischen Sicherheit und Katastrophe.