Sanitärinstallation im Badumbau: Leitungsführung und Brandschutz richtig planen

Sanitärinstallation im Badumbau: Leitungsführung und Brandschutz richtig planen
15 November 2025 0 Kommentare Ronny Gunnarsson

Beim Badumbau denken die meisten an neue Fliesen, eine moderne Dusche oder einen edlen Waschtisch. Doch was wirklich überlebenswichtig ist, bleibt oft unsichtbar: die Leitungsführung und der Brandschutz. Ein fehlerhaft verlegtes Abwasserrohr oder eine ungedämmte Durchführung durch die Decke kann im Brandfall dazu führen, dass Feuer und Rauch durch das ganze Haus wandern - und das, obwohl die Wände und Decken eigentlich als Brandschutzbarrieren dienen sollten.

Warum Brandschutz im Bad besonders kritisch ist

Badezimmer sind keine gewöhnlichen Räume. Hier laufen Wasser, Abwasser, Heizungsrohre und elektrische Leitungen durch Wände und Decken, die Teil der Brandabschnitte des Gebäudes sind. Die Musterbauordnung (MBO) schreibt vor: Jede Durchführung muss die Feuerwiderstandsdauer des Bauteils nicht beeinträchtigen. Klingt simpel - ist es aber nicht.

Im Neubau kann man das von Anfang an planen. Im Bestand? Da steht oft eine alte Betondecke mit Rohröffnungen, die vor 30 Jahren einfach durchgezogen wurden - ohne Abschottung. Heute wäre das ein Verstoß gegen die Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (MLAR) von 2016. Und die Bauaufsicht prüft das heute streng. Laut einer Studie des Bundesverbandes Sanitär Heizung Klima (SHK) wurden 65 Prozent der fehlerhaften Brandschutzabschottungen in Renovierungen genau deshalb notiert: weil die Durchführungen nicht zugänglich waren. Wer die Deckenverkleidung aufschneiden muss, um die Abschottung nachzurüsten, zahlt mindestens 150 Euro mehr pro Stelle - und das, nachdem die Fliesen schon verlegt sind.

Welche Rohre brauchen welche Abschottung?

Nicht alle Leitungen sind gleich gefährlich. Kunststoffrohre wie PVC oder PP schmelzen bei Temperaturen ab 60°C. Im Brandfall dehnen sie sich bis zu 5 Prozent aus - das reicht, um eine einfache Dichtmasse zu sprengen. Metallrohre leiten Wärme weiter und können die Umgebung aufheizen. Deshalb gibt es klare Regeln:

  • Einzelrohre bis 50 mm Durchmesser: Erlaubt ist die Verwendung von aufschäumenden Dichtungsmassen, die sich bei Hitze ausdehnen und den Hohlraum dicht verschließen. Diese Lösung ist preiswert und schnell - aber nur, wenn der Abstand zwischen Rohr und Wand nicht mehr als 50 mm beträgt.
  • Rohre über 50 mm: Hier brauchst du spezielle Brandschutzkragen. Die sind teurer - bis zu dreimal so viel wie eine Dichtmasse - aber nötig. Sie halten Feuer und Rauch mindestens 90 bis 120 Minuten zurück, je nach Bauteil.
  • Mehrere Rohre in einem Loch: Wenn Leitungen dicht nebeneinander liegen, darf kein Luftspalt bleiben. Dann muss der Hohlraum mit formbeständigen, nicht brennbaren Materialien wie Mineralfasern (Schmelztemperatur mindestens 1.000°C) vollständig ausgefüllt werden. Das erhöht die Arbeitszeit um bis zu 40 Prozent.

Wichtig: Nur Materialien mit Baustoffklasse B1 oder besser (nicht brennbar) dürfen verwendet werden. Alte Dämmwolle, Styropor oder normale Silikonfugen sind tabu. Der Rigips Brandschutzleitfaden von 2023 listet explizit auf, welche Produkte zugelassen sind - und welche nicht.

Schematische Darstellung verschiedener Rohrdurchführungen mit zulässigen Brandschutzmaterialien.

Was passiert, wenn du es falsch machst?

Ein falsch installierter Brandschutz ist kein kleiner Schönheitsfehler. Er ist eine lebenswichtige Sicherheitslücke. Die Deutsche Gesellschaft für Schäden an Gebäuden (DGSG) hat 2023 einen Schadenskatalog veröffentlicht: 32 Prozent der Brände in Mehrfamilienhäusern gingen auf fehlerhafte Rohrdurchführungen im Badezimmer zurück. In einem Fall in Hamburg brannte es in der Wohnung im Erdgeschoss - das Feuer breitete sich über die Abwasserleitung in die Wohnung darüber aus. Die Bewohner konnten nur durch Glück rechtzeitig gerettet werden.

Prof. Dr.-Ing. Markus Krüger von der TU Braunschweig sagt es klar: „Ein um 10 Prozent zu großer Durchmesser reduziert die Feuerwiderstandsdauer um bis zu 50 Prozent.“ Das bedeutet: Wenn du eine 110-mm-Rohrleitung in ein Loch von 130 mm einführst - statt in ein 115-mm-Loch - ist die Abschottung praktisch wertlos. Und das passiert häufig, weil Handwerker nicht wissen, wie genau die Löcher sein müssen.

Ein weiterer häufiger Fehler: Die thermische Längenausdehnung wird ignoriert. PVC-Rohre dehnen sich bei Brandtemperaturen aus. Wenn die Abschottung starr ist und keine Bewegung zulässt, reißt sie auf - und Feuer kann durchschlüpfen. Lösung: Die Rohre müssen körperschallentkoppelt und mit flexiblen, feuerbeständigen Materialien abgedichtet werden.

Die richtigen Produkte - wer bietet was?

Der Markt für Brandschutzsysteme ist groß - und komplex. Die drei größten Anbieter in Deutschland sind Dallmer (28 % Marktanteil), OBO Bettermann (22 %) und Walraven (18 %). Sie bieten alles: von einfachen Dichtmassen bis zu kompletten Kragensystemen mit Verwendbarkeitsnachweis.

Ein Beispiel: Das Dallmer Firestop Compact-System, das im Juni 2023 vorgestellt wurde, ist speziell für Renovierungen entwickelt worden. Es passt in enge Räume, lässt sich mit einer Hand montieren und reduziert die Installationszeit um bis zu 35 Prozent. Viele Handwerker berichten, dass es bei 9 von 10 Badumbauten problemlos nachgerüstet werden kann - auch wenn die Decke schon verkleidet ist.

Die App „MLAR“ des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) ist kostenlos und hilft bei der Auswahl des richtigen Systems. Sie zeigt Schritt für Schritt, welches Produkt für deine konkrete Situation passt - ob es um eine 75-mm-Abwasserleitung in einer 150-mm-Decke geht oder um eine Heizungsleitung neben einer Stromleitung. Die App enthält 127 verschiedene Szenarien - und ist aktuell bis Januar 2023 aktualisiert.

Vergleich zwischen fehlerhafter und korrekter Brandschutzabschottung bei einem simulierten Brand.

Planung ist alles - und Dokumentation auch

Die größte Fehlerquelle ist nicht die Technik - es ist die Planung. Architekten wie Dipl.-Arch. Petra Lehmann kritisieren: „Viele Badrenovierungen werden ohne Brandschutzplanung gestartet. Erst wenn das Bauamt prüft, kommt der Schock: Die Durchführungen sind nicht genehmigungsfähig.“ Dann muss aufgeschnitten, neu verlegt, neu abgedichtet werden - und das kostet oft 300 bis 500 Euro pro Stelle.

Und es gibt eine Pflicht, die fast jeder vergisst: Jede Abschottung muss mit einem Prüfzeichen gekennzeichnet sein. Die Unterlagen - inklusive Produktbelege, Montageprotokolle und Nachweise - müssen 30 Jahre lang aufbewahrt werden. Wer das nicht tut, riskiert bei einem Brand die Versicherungsleistung. Die Versicherung kann die Schadensregulierung verweigern, wenn nachgewiesen wird, dass die Brandschutzvorschriften nicht eingehalten wurden.

Was du jetzt tun kannst

Wenn du gerade ein Bad umbaust oder planst:

  1. Frage deinen Installateur: „Welches Brandschutzsystem verwendest du für die Rohrdurchführungen? Hat es einen Verwendbarkeitsnachweis?“
  2. Verlange, dass die Abschottung vor der Verkleidung der Decke oder Wände installiert wird. Sonst wird es später teuer.
  3. Prüfe, ob die Durchführungen von Rohren und Leitungen dicht nebeneinander liegen - dann brauchst du kein Standardprodukt, sondern einen hohlraumfreien Verguss.
  4. Frage nach der Dokumentation. Du hast ein Recht auf die Nachweise - und sie gehören in deine Bauakte.
  5. Benutze die kostenlose MLAR-App des DIBt, um dich vorab zu informieren. Sie ist einfacher als jede Baubestimmung.

Ein gut geplanter Brandschutz kostet am Anfang etwas mehr - aber er verhindert katastrophale Folgen. Und er spart dir später Schmerzen, Zeit und Geld. In einem Badumbau ist der Brandschutz nicht die letzte Überlegung - er ist die erste.

Muss ich bei jedem Badumbau Brandschutzabschottungen einbauen?

Ja, wenn die Rohre durch raumabschließende Bauteile wie Wände oder Decken mit vorgeschriebener Feuerwiderstandsfähigkeit führen. Das gilt für alle Badezimmer in Mehrfamilienhäusern, aber auch für Einfamilienhäuser, wenn die Decke oder Wand Teil eines Brandabschnitts ist. Die Musterbauordnung (MBO) und die MLAR verlangen das - unabhängig davon, ob du ein Bad komplett neu machst oder nur die Sanitärgeräte tauschst.

Kann ich eine Brandschutzabschottung selbst einbauen?

Technisch ja - aber rechtlich riskant. Nur zertifizierte Handwerker dürfen Brandschutzsysteme mit Verwendbarkeitsnachweis installieren, weil sie die Dokumentationspflicht tragen. Wenn du es selbst machst und später ein Brandereignis eintritt, kann die Versicherung die Leistung verweigern. Außerdem: Die meisten Systeme erfordern spezielle Werkzeuge und genaue Maße. Ein Fehler von nur 5 mm kann die Feuerwiderstandsdauer halbieren. Es lohnt sich, einen Fachmann einzuschalten.

Was kostet eine Brandschutzabschottung?

Die Kosten variieren stark. Eine einfache Dichtmasse für ein kleines Rohr (bis 50 mm) kostet etwa 20-30 Euro pro Stelle. Ein Brandschutzkragen für ein 110-mm-Abwasserrohr liegt bei 80-120 Euro. Die Montage kostet je nach Zugänglichkeit 60-150 Euro pro Durchführung. Wenn du die Decke aufschneiden musst, kommen noch 150-300 Euro hinzu. Insgesamt rechnest du bei einem typischen Badumbau mit 300-800 Euro zusätzlichen Kosten - aber das ist günstiger als ein Schadensfall.

Gibt es Ausnahmen von den Brandschutzvorschriften?

Nur sehr wenige. Elektrische Leitungen und dichtgepackte Kabelbündel bis 50 mm Durchmesser dürfen ohne Abschottung durch feuerhemmende Wände, wenn der Hohlraum mit nicht brennbaren Materialien ausgefüllt ist. Aber bei Abwasser- oder Heizungsrohren gibt es keine Ausnahmen - auch nicht in Einfamilienhäusern. Die MLAR gilt für alle Gebäude.

Warum wird der Brandschutz bei Renovierungen oft übersehen?

Weil es unsichtbar ist. Der Bauherr sieht Fliesen, Dusche und Waschtisch - nicht die Rohre hinter der Wand. Viele Handwerker wissen nicht, wie die Vorschriften genau lauten, oder schätzen den Aufwand falsch ein. Auch Bauämter prüfen nicht immer alle Details. Aber seit 2023 müssen alle neuen Bauanträge Brandschutznachweise enthalten - und das führt dazu, dass immer mehr Renovierungen nachträglich beanstandet werden. 68 Prozent der Hausbesitzer in einer Umfrage von 2023 gaben an, dass sie erst nach der Fertigstellung von der Bauaufsicht darauf hingewiesen wurden.